Späte Ehre für ein musikalisches Wunderkind

Schwarzenholz. Sie war ein musikalisches Wunderkind, eine prämierte und gefragte Beethoven-Interpretin. Doch wegen jener Töne, die Elly Ney in der NS-Diktatur anschlug, ist sie bis heute auch umstritten - wie viele andere deutsche Künstler, die nach 1933 im Land blieben. In Schwarzenholz erinnert eine Straße an die Pianistin

Schwarzenholz. Sie war ein musikalisches Wunderkind, eine prämierte und gefragte Beethoven-Interpretin. Doch wegen jener Töne, die Elly Ney in der NS-Diktatur anschlug, ist sie bis heute auch umstritten - wie viele andere deutsche Künstler, die nach 1933 im Land blieben. In Schwarzenholz erinnert eine Straße an die Pianistin.Die Benennung der Elly-Ney-Straße habe 1994 in dem Saarwellinger Ortsteil ausschließlich mit künstlerischer Ehrung, nichts mit Politik und keinesfalls mit einer Relativierung nationalsozialistischer Aussagen zu tun gehabt, heißt es aus der Gemeindeverwaltung. Die Namensgebung sei daher auch nie umstritten gewesen. Dass es die Namensgeberin bis heute ist, zeigt sich etwa an den Beinamen der Künstlerin zwischen "Witwe Beethoven" und "Hitlers Pianistin".

Geboren wurde Elly Ney am 27. September 1882 in Düsseldorf. Schon als Zehnjährige wurde sie im Kölner Konservatorium aufgenommen. Später erhielt das Wunderkind am Piano den "Mendelssohn-Preis" und weitere Auszeichnungen. 1911 heiratete sie den Musiker Willem van Hoogstraten, mit dem sie große Erfolge feierte (etwa im Elly-Ney-Trio). Ab 1921 pendelte die gefragte Künstlerin, die besonders mit Beethoven und Brahms-Interpretationen begeisterte, zwischen Bonn und den USA. Mit ihrer Spezialisierung auf Komponisten, die die Nationalsozialisten für ihre Propaganda missbrauchten, erntete sie ab 1933 Applaus bei den neuen Machthabern - und umgekehrt.

Elly Ney schätzte nach eigenen Aussagen das Kunstverständnis Adolf Hitlers, trat in die NSDAP ein, gab Konzerte für Parteigrößen und erhielt 1937 eine Professur, während sie von Berufsverboten jüdischer Kollegen profitierte. Nach 1945 gelang ihr eine zweite Karriere. Politiker wie Ludwig Erhard oder Theodor Heuss schätzten die Pianistin, die im Alter von 86 Jahren am 31. März 1968 im bayerischen Tutzing starb.

Dort begann rund 40 Jahre später eine Debatte um die politische (und antisemitische) Haltung der Ehrenbürgerin Elly Ney. Ihr Denkmal verweist seit einem Beschluss des Gemeinderats auf ihre nationalsozialistische Vergangenheit.

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