Er "schreibt" seine Bilder

Saarwellingen. Stellen Sie sich vor: Sie fahren auf der Rolltreppe in den Bauch der Millionenstadt. Menschen hasten zur nächsten U-Bahn. Günther Willeke malt eine Momentaufnahme davon. Wie in einem Schnappschuss wird die Eile der Menschen gestoppt. Dennoch kommt ungeheure Fahrt in das Bild. Das liegt an der strengen Perspektive. Willeke beherrscht das perspektivische Malen perfekt

Saarwellingen. Stellen Sie sich vor: Sie fahren auf der Rolltreppe in den Bauch der Millionenstadt. Menschen hasten zur nächsten U-Bahn. Günther Willeke malt eine Momentaufnahme davon. Wie in einem Schnappschuss wird die Eile der Menschen gestoppt. Dennoch kommt ungeheure Fahrt in das Bild. Das liegt an der strengen Perspektive. Willeke beherrscht das perspektivische Malen perfekt. Und nicht nur dies.Willekes Satz, "Mein Werk ist geprägt von drei Elementen: Form, Farbe und Komposition", hat Gaetano Groß, Vorsitzender der Künstlergruppe Untere Saar, am Sonntag für die Einführung in die "Retrospektive" benutzt, um Willekes "hochgrafische Elemente", seine figurative und abstrakte Malerei, seine "strengen, sehr genau kalkulierten Kompositionen" zu umschreiben und zu erläutern, wie er Farbe zum Ausdruck von Stimmungen benutzt.

Groß sprach von "handgeschriebenen Kurzmitteilungen über die Befindlichkeit", befand, vor allem angesichts der beiden weiblichen mit Kohle gezeichneten Akte am Eingang zur Ausstellung, dass Willeke seine Bilder "schreibt". "Wenn Günther seine Bilder schreibt, bleibt seine Handschrift immer sauber", sagte Künstlerkollege Groß.

Das Bild von der U-Bahn hängt in einer Reihe von Gemälden, die zwischenmenschliche Situationen wie die Standfotos von Filmen einfangen. Jeder kann sich die Geschichten weiter erzählen, wie die von dem Paar, das dem Zug nachschaut, in dem sich ein geliebter Mensch entfernt. Diese Bilder werden zu Allegorien für menschliche Erfahrungen.

In anderen Gemälden greift Willeke Mythen auf, übersetzt sie in surreale Zusammenhänge mit meistens lebensfrohen oder auch melancholischen Farben. Oder er konfrontiert kulturelle Zeugnisse mit natürlichen Phänomenen. Oder er greift natürliche Formen wie die eines Olivenbaumes auf, um sie künstlerisch weiter zu denken und intensiviert-verfremdet darzustellen. In anderen Bildern vollzieht er abstrakte Übungen wie die großen Maler des 20. Jahrhunderts mit großer Stilsicherheit in Form, Farbe, Komposition. Und in bester Tradition erscheinen auch seine großen Ateliergemälde, auf denen Modelle posieren - entstanden im Atelier in Griesborn. Oder doch Paris?

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 17 bis 20 Uhr geöffnet. Zur Finissage am 13. Februar, elf Uhr, findet ein Künstlergespräch statt.

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