Ein Haus der Kontraste

Saarlouis · Der Bau von außen fast wie eine Skulptur. Im Inneren Kontraste hochwertiger Ausstattung zu rohem Umfeld, Respekt vor der Geschichte: Kennzeichen der Neugestaltung des Saarlouiser Theaters am Ring, wie OB Roland Henz und Stadtplaner Ralf Hoffmann im Gespräch mit SZ-Redakteur Johannes Werres erklären.

Herr Henz, Herr Hoffmann, den Kern des Theaters am Ring bilden drei Säle. Was wurde beim Umbau aus ihnen?

Hoffmann: Zwei der drei Säle sind denkmalgeschützt. Der Theatersaal mit 650 Plätzen wurde saniert, komplett erhalten und mit neuem Brandschutz versehen. Das Studio mit bis zu 120 Plätzen ist zu einem tollen Raum geworden. Er war im Laufe der Zeit ziemlich verunstaltet worden. Wir haben die Ursprungsfassung wieder hergestellt, soweit das möglich war. Unter einem Heizkörper zum Beispiel haben wir ein paar Quadratzentimeter ursprünglichen Teppich gefunden. Den haben wir nachweben lassen. Der Raum bekam auch neue, attraktive LED-Lichtelemente. Und der Festsaal mit bis zu mehr als 600 Plätzen, Empore inklusive, ist vollkommen neu gestaltet worden. Der Architekt François Valentiny hat einen hochwertig gestalteten, mit Stoffen bespannten Saal in einen rohen Rahmen gestellt. Unverputzte Wände stehen der Gestaltung kontrastierend gegenüber.

Der Kontrast ist ein Schlüssel zu dieser Architektur?

Henz: Valentiny hat von der Würde des Gebäudes gesprochen. Altes und Neues sind verbunden und gemeinsam präsentiert.

Beispiel?

Hoffmann: Wir haben zum Beispiel im Bereich des früheren Eingangs einen alten Motor hängen lassen, der in den 80er Jahren montiert worden war, um ein Gittertor an der Zugangstreppe zu bewegen. Oder es blieben Mörtelspuren an Pfeilern stehen, wo früher Fliesen befestigt waren. An einer Stelle sieht man Festungsmauern von 1686, Ausbesserungen mit Ziegelsteinen der Preußen ab 1815, die oberste Lage zeugt von der Schleifung der Festung Ende des 19. Jahrhunderts, man sieht eine Schneise für Installationen beim Bau des Theaters Ende der 50er.

Henz: Das haben wir stehen gelassen wie es war. Nichts ausgebessert. Geschichte ist ablesbar.

Was waren die größten Herausforderungen beim Umbau?

Hoffmann: Dazu gehörte, ein passendes Bausystem inklusive Zulassung zu finden für die Buchstaben auf dem Dach. Oder jemanden zu finden, der die organisch geschwungenen Fenster in dieser Größe herstellen kann. Mehr als rund 15 Quadratmeter ging nicht, ein Grund dafür, dass die Fenster kleiner ausfielen als auf einigen der Entwürfe. Und natürlich der Brandschutz . Den im Bestand umzusetzen stellt eine große Herausforderung dar.

Und der Grund für Mehrkosten. Warum eigentlich?

Hoffmann: Weil Brandschutz in so einer Bestandsimmobilie immer ein echtes Abenteuer ist. Er steht nicht selten im Gegensatz zum Denkmalschutz, lässt sich erst kalkulieren, wenn das Brandschutzkonzept abschließend genehmigt ist und bedarf dann immer noch kreativer Ansätze zur Realisierung in einem Umfeld mit vielen Unbekannten. Der Brandschutz , der zusätzlich verbaut werden musste, bietet an Sicherheits- und Anlagentechnik fast alles, was es nur gibt, und er hat über eine dreiviertel Million Euro gekostet. Allein die sechs neuen Türen zum Theatersaal kosteten 60 000 Euro.

Der Stadtrat hatte die Gesamtkosten bei sieben Millionen Euro gedeckelt. Hat das gereicht?

Henz: Nein, allein schon wegen des Brandschutzes nicht. Wir liegen jetzt bei 8,5 Millionen Euro. Davon steuert das Land drei Millionen Euro als Bedarfszuweisung bei.

Im Januar 2013 schloss der Betrieb im Saarlouiser Theater am Ring. Jetzt, am Sonntag, 10. Juli, lädt die Stadt ein zur Neueröffnung. Am Vormittag versammelt sich die geladene Prominenz zum Festakt mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer .

Der Nachmittag ab 14 Uhr gehört dem Publikum. Dann ist Programm quer durch alle Räume. Eröffnet wird auch die Stadtbibliothek, die hierher umzog. Schnell wechselnde Einlagen laufen im Festsaal, im Theatersaal, im Studio und im Gesellschaftszimmer. Um 14 Uhr beginnt im Festsaal das Programm, bis 17.30 wechselt es alle 30 Minuten. Dabei sind Rathauschor, Laura Maas, Eddie Gimler, Andreas Nagel, Roland Helm, Ro Gebhardt und Fourtissimo. Im Theatersaal bestreiten 30 Minuten lang Mme ZsaZsa, autres choses, Alice Hoffmann , Musical Werk, JOMI, Bauchtanz- und Tango-Gruppen ein Programm, das Michael Friemel moderiert. Es wird ab 14 Uhr,ab 15 Uhr, ab 16 Uhr und ab 17 Uhr gezeigt. TanzSAL zeigt 30 Minuten Ballettstunde: um 14.30 Uhr, um 15.30 Uhr, um 16.30 Uhr im Studio. Im Gesellschaftszimmer lesen um 14.30 Uhr Alfred Gulden und um 16 Uhr Hans Georgi. Weitere Unterhaltung wartet im Foyer und im Dachgarten (Kinder).

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 Valentiny Foto: S.Schmidt

Valentiny Foto: S.Schmidt

Foto: S.Schmidt

Zur Person François Valentiny (Jahrgang 1953) ist der Architekt des Umbaus des Theaters am Ring. Er leitet das Büro Valentiny HVP architects in seinem Geburtsort Remerschen in Luxemburg. Valentiny baute vor allem in Österreich, Luxemburg und Deutschland ,aber auch in Peking und zuletzt eine Open-Air Bühne in Trancoso in Brasilien. we

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