Senioren Peter Gillo: „Raus aus dem Fernsehsessel!“

Saarbrücken · Saarbrücker Regionalverbandsdirektor redet mit dem SZ-Ältestenrat über Einsamkeit, menschliche und finanzielle Hilfen im Alter.

 Menschen brauchen Kontakte, wenn sie nicht vereinsamen wollen, deshalb ist es wichtig, nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen, sagt Regionalverbandsdirektor Peter Gillo.

Menschen brauchen Kontakte, wenn sie nicht vereinsamen wollen, deshalb ist es wichtig, nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen, sagt Regionalverbandsdirektor Peter Gillo.

Foto: dpa/Christian Charisius

Mit der Einsamkeit kommen all die schlimmen Dinge, die das Alter zum Problem werden lassen. Peter Gillo, der Direktor des Regionalverbands Saarbrücken, formuliert das so: „Wenn ich einsam bin, habe ich keinen Antrieb mehr, dann habe ich keine Bewegung mehr, dann habe ich keine Lust mehr aufs Leben.“ Deshalb lautet sein Appell an alle alten Menschen und an alle, die alten Menschen dabei helfen wollen: „Raus aus dem Fernsehsessel, rein in die Gesellschaft.“ „Wir sollten nicht warten, bis Menschen pflegebedürftig sind“, sagt er. Die Frage sei: „Was können wir vorher tun?“

Bei denen, denen der Chef der Regionalverbands-Verwaltung das vor einigen Tagen erklärt hat, rannte er offene Türen ein: Die Mitglieder des SZ-Seniorenbeirats gehören quasi wegen ihrer Funktion zu den aktiven Senioren. Sie hatten Gillo eingeladen, um darüber zu reden, was der Regionalverband für Senioren tut.

Fast verdreifacht habe der Regionalverband in den vergangenen fünf Jahre die Ausgaben für Seniorenhilfe, sagt Gillo. Eine Million Euro gebe der Regionalverband inzwischen aus, um unter anderem in Quartiersprojekten alte Menschen zu aktivieren, die Arbeit von Seniorenbeiräten zu unterstützen und das Ehrenamt zu fördern. „Wir werden das nicht in jedem Dorf schaffen“, räumt Gillo ein, aber das Ziel sei es, mindesten in jeder der zehn Städte und Gemeinden des Regionalverbands „etwas zu machen“.

Solche Projekte und Dinge wie die Akademie für Ältere der Volkshochschule sind „freiwillige“ Angebote des Regionalverbands. Wesentlich umfangreicher sind die gesetzlich geregelten Aufgaben. Da sei der Regionalverband in keiner einfachen Situation. 330 000 Menschen leben in den zehn Kommunen, also ein Drittel der Saarländer. Im Regionalverband leben aber besonders viele Empfänger von Hartz IV und Grundsicherung, der Hilfe also, die Menschen über 65 Jahre kriegen, wenn die Rente nicht reicht. Die Hälfte aller saarländischen Hilfeempfänger wird von der Verwaltung des Regionalverbands betreut, sagt Gillo.

6500 Menschen erhalten Grundsicherung, 2000 Hilfe zur Pflege. Rund 12 000 Menschen leiden an einer Demenzerkrankung. Die Zahl dieser Menschen steige, sagt Gillo. Und damit auch die Kosten.

Jetzt schon gibt der Regionalverband rund 170 000 Euro für Projekte aus, in den Demenzkranke und ihre Angehörigen Hilfe finden, Demenzcafés etwa. Denn es sei wichtig, Menschen zusammenzubringen, auch Angehörige durch professionelle und ehrenamtliche Hilfe zu entlasten. Der Regionalverband sei Anlaufstelle für Menschen, die Hilfe brauchen.

Das ist gut so, findet Ältestenratsmitglied Karin Nehl. Aber es sei immer schwieriger für Seniorennetzwerke, kostenlose oder zumindest günstige Räume für Veranstaltungen zu bekommen. Das sei ein Problem.

„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alles zum Problem machen“, antwortete Gillo. Aber der Regionalverband gebe Geld an die Seniorenbeiräte, die damit unter anderem Gruppen wie die Netzwerke gute Nachbarschaft unterstützen. Das Geld sei auch gedacht, um Mieten zu zahlen.

 Peter Gillo, Direktor des Regionalverbands Saarbrücken  Foto: RGV/Iris Maurer

Peter Gillo, Direktor des Regionalverbands Saarbrücken Foto: RGV/Iris Maurer

Foto: Regionalverband/Iris Maurer/[iris_maurer]

Es gebe viele Möglichkeiten der Hilfe und viele Ansprechpartner beim Regionalverband Saarbrücken – das habe er aus dem Gespräch mit Peter Gillo gelernt, sagt der Sprecher des SZ-Ältestenrats, Axel Egler, am Ende. Man müsse diese Stellen aber nutzen. Also: raus aus dem Fernsehsessel ...

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