Kunst Vortrag über Umnutzung von Kirchen

Saarbrücken · Liturgiewissenschaftler spricht im VHS-Zentrum Saarbrücken über den Gebrauch von Gotteshäusern, die aufgegeben und verkauft werden.

Was passiert eigentlich mit katholischen Kirchen, die nicht mehr liturgisch genutzt werden? Die verkauft werden? Und wer legt für eine neue Nutzung die Bestimmungen fest? Wer sich mit diesen Fragen schon mal beschäftigt hat, wird am Donnerstagabend in dem Vortrag des promovierten Liturgiewissenschaftlers und Kulturreferenten der Deutschen Bischofskonferenz Jakob Johannes Koch interessante Antworten hören.

„Die Umnutzung von Kirchenräumen ist nicht neu“, erklärt er. „Denn nach der Französischen Revolution setzte die größte Umnutzungswelle von Kirchenbauten ein. Damals wurden Kirchen sogar zu Pferdeställen“, sagt Koch. Heute gebe es für die Umnutzung von Kirchenräumen eine völlig andere Situation. Es sei eine kulturelle Entwicklung, dass viele Kirchen aufgegeben werden. „Aber da muss man unterscheiden“, erklärt Koch. „Zuerst haben wir aus der Nachkriegszeit eine Reihe von Kirchenbauten, die teilweise in einfacher und billiger Bauweise, oft sogar noch kopiert, errichtet wurden. Da kann ein Abriss durchaus vertretbar sein, wenn man ein Beispiel stehen lässt“, sagt er. „Und dann gibt es bei katholischen Kirchen den Akt der Kirchenweihe. Damit bleibt dieser Raum auf ewig geweiht, es ist ein sakraler Raum, dessen Profanierung schwierig bleibt“, erklärt Koch. Daher wurden bei der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2003 Leitlinien festgelegt, die dafür sorgen, „dass der Gemeinde kein Trauma entsteht, wenn ihre Kirche neu genutzt wird“.

In seinem Vortrag wird der Liturgiewissenschaftler dazu Beispiele zeigen, wie etwa die Kletterkirche in Mönchengladbach. Solche ungefragt sehr moderne Nutzung von Kirchenräumen sei in Belgien und den Niederlanden viel weiter verbreitet als hier in Deutschland. Denn hier werden Klauseln zur Nachnutzung mit der Gemeinde festgelegt, die Gemeinde in eine neue Nutzung eingebunden. Und der Liturgiewissenschaftler erläutert, dass man heute versucht, sehr behutsam mit den Kirchen umzugehen. „Zuerst schaut man, dass eine Umnutzung reversibel sein kann. Daher wäre die erste Idee heute, den Gottesdienstraum zu verkleinern, vielleicht Pfarrbüro oder Bücherei im Kirchenraum räumlich getrennt unterzubringen. Dafür gibt es tolle Beispiele“, sagt Koch.

„Die Kirche im Quartier lassen – Kirchliches Bauerbe und Öffentlicher Raum im Wandel“. Ein Vortrag von Dr. Jakob Johannes Koch im Rahmen der Vortragsreihe „Prozesse“ der Stiftung Baukultur Saar am Donnerstag, 29. August, 19 Uhr im VHS-Zentrum am Schlossplatz in Saarbrücken.

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