Was alte Grenzsteine erzählen Seit 250 Jahren stumme Zeugen der Geschichte

Regionalverband · 84 alte Grenzsteine, einst wegen eines Gebietstausches der Saarbrücker Fürsten mit Frankreich aufgestellt, stehen nahe Ludweiler und Lauterbach an der Grenze des Regionalverbandes.

 Die Grenzsteine am Werbeler Geschichte Weg.

Die Grenzsteine am Werbeler Geschichte Weg.

Foto: Bernd Hartmann

Man kann sie noch heute als gültige Grenzsteine betrachten, denn sie markieren in etwa einen Teil der Kreisgrenze zwischen dem Regionalverband Saarbrücken und dem Landkreis Saarlouis: 84 Grenzsteine im Warndt, deren Hauptgruppe in diesem Jahr bereits 250 Jahre alt ist.

Heimatkundler Bernd Hartmann aus Wadgassen-Werbeln beschreibt, wo die stummen Zeitzeugen zu finden sind: „Wenn Wanderer an der Banngrenze zwischen Völklingen-Wehrden und den Wadgasser Ortsteilen Hostenbach und Schaffhausen über den Berg in Richtung Ludweiler Tiergehege wandern, tangieren sie den ‚Werbelner-Geschichte-Weg’ und sehen spätestens dort stattliche Grenzsteine mit der Jahreszahl 1769.“

Die Jahreszahl entspricht dem Jahr, in dem die Steine gesetzt wurden – einige von ihnen erst zwei Jahre später 1771. Die Steine bildeten eine Linie entlang der heutigen Völklinger Stadtteile Wehrden, Ludweiler und Lauterbach bis Frankreich. Sie war ursprünglich die östliche Grenze zu Gebieten der Abtei Wadgassen, die von 1135 bis 1792 über große Ländereien verfügte.

Aufgestellt wurden die Steine aber nicht wegen der Abtei sondern gewissermaßen wegen internationaler Politik. Denn der Anlass war der sogenannte Tauschvertrag von 1766  zwischen Fürst Wilhelm Heinrich von Saarbrücken (1742-1768) und König Ludwig XV. von Frankreich (1715-1774). „Bemerkenswert ist hier die Tatsache,“ erklärt Bernd Hartmann, „dass ursprünglich das  Saarbrücker Grafenhaus seinen Besitz in Wadgassen dem Bistum Trier zum Bau eines Klosters stiftete – mit allen Rechten. Das Kloster war dann auch lange die Grablege der Saarbrücker Fürsten.“ Doch im Laufe der Zeit seien dann alle Verbindungen zwischen dem Grafengeschlecht und Wadgassen abgerissen – vermutlich, so Hartmann, weil die Herrschaft nicht immer in direkter Linie vererbt wurde und zudem 1575 der Übertritt zum Protestantismus erfolgte. Auch habe es immer wieder Streitereien um Rechte und Zuständigkeiten gegeben.

Nicht alle der 84 Steine sind leicht zu entdecken, in paar liegen heute versteckt im Werbelner Bachlauf. „Die Gravuren der Steine sind noch meistens gut zu erkennen“, schildert Bernd Hartmann, „auf der Seite zu Saarbrücken sind als Hoheitszeichen eine Wolfsangel und ‚NS’, auf der anderen Seite die Lilie des französischen Königshauses zu sehen.“ Eine Rille oben auf jedem Stein („Weiser“) zeigt die Richtung zu den nächsten Steinen. Einige Steine sind zusätzlich mit der Jahreszahl 1759 und einem Zeichen für das Kloster Wadgassen versehen, die von einer früheren Landzuweisung übernommen wurden; andere erhielten in der Preußen-Zeit etwa um 1830 zusätzlich die Markierung „K“ für „Königlicher Wald“ oder „F“ für „Feld“.

 Am Grenzstein an der Grenze zum ehemaligen „Norberthof“ im Warndt, von links: Bernd Hartmann, Dietmar Mense und Hermann Mang mit Hund Bonnie. Der „Norberthof“, später „Warndthof“, gehörte der Abtei Wadgassen, erhalten ist der Hof nicht mehr.

Am Grenzstein an der Grenze zum ehemaligen „Norberthof“ im Warndt, von links: Bernd Hartmann, Dietmar Mense und Hermann Mang mit Hund Bonnie. Der „Norberthof“, später „Warndthof“, gehörte der Abtei Wadgassen, erhalten ist der Hof nicht mehr.

Foto: Bernd Hartmann

 Neuer Herrscher über die am 15. Februar 1766 „getauschten“ Gebiete des Fürstentums – unter anderem das Kloster Wadgassen mit Hostenbach, Schaffhausen, Werbeln und Spurk – wurde Stanislaus I. Leszczynski, Herzog von Lothringen. Jedoch nur für acht Tage, denn am 23. Februar 1766 kam er ums Leben, als sein Mantel an einem Kamin Feuer fing, so dass die Herrschaft an seinen Schwiegersohn, König Ludwig XV. von Frankreich überging.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort