Sauber, aber nur einmal pro Woche

Völklingen · Der Bahnhof Völklingen werde einmal wöchentlich abwechselnd grob und fein gereinigt, sagt die Deutsche Bahn AG. Und in den Zeiträumen dazwischen bleibt der Müll zum Ärger vieler Kunden liegen.

Bizarre Bilder bieten sich im Völklinger Bahnhofsgebäude: überladene Abfalleimer, Müll verstreut über den ganzen Boden und dazwischen Menschen auf den Sitzbänken, die von hier wegkommen wollen. Manche schimpfen mit derben Worten auf Stadt und Deutsche Bahn (DB).

Immer wieder erreichen Beschwerden unsere Redaktion, wie verdreckt andere Zeitgenossen im unbeobachteten Moment den Bahnhof zurückgelassen hätten. Und die Klagen reißen nicht ab. Die Bahn versuchte sich schon bisher mit dem Verweis auf den Säuberungsrhythmus aus der Affäre zu ziehen. Der Bahnhof Völklingen werde einmal wöchentlich abwechselnd grob und fein gereinigt, teilt die DB-Pressestelle auch dieses Mal wieder mit. Das entspreche dem Standard ähnlich großer Bahnhöfe. Grobe Reinigung bedeutet, dass die beauftragte DB-interne Tochtergesellschaft die Mülleimer leert und den Abfall beseitigt. Mit "fein" ist zum Beispiel auch Fensterputzen gemeint.

Bei "plötzlich aufgetretenen starken Verschmutzungen" könne die DB auch außerhalb des Turnus eine Säuberung in die Wege leiten. Nur: Wer informiert sie? Völklingen zählt nicht zu den Bahnhöfen in den großen Städten, die dem so genannten 3S-System angehören - "3S" wie Sicherheit, Service und Sauberkeit. Dort sind permanent Bahn-Mitarbeiter vor Ort, die starke Verschmutzungen direkt melden können. Nicht so in der Hüttenstadt, wo Chip-Tüten und Bierflaschen liegen bleiben, bis der Säuberungstrupp wieder anrückt - schlimmstenfalls eine ganze Woche lang.

Eine Idee, die helfen könnte, wären so genannte Bahnhofspaten, wie die Bahn mitteilt. Dabei handelt es sich um Privatleute, die sich in Absprache mit der DB um den Bahnhof kümmern, Verschmutzungen und defekte Lampen melden und die Blumen auf den Bahnsteigen gießen. Wer diese Aufgabe ehrenamtlich übernehmen möchte, könne sich gerne bei der Bahn melden.

Auch eine vertraglich festgehaltene Ordnungspartnerschaft mit der Kommune sei denkbar. Mitarbeiter des Völklinger Ordnungsamtes könnten dann beispielsweise Kontrollgänge unternehmen und wilden Müll melden. Das alles könnte auch überflüssig werden, wenn nach der Eröffnung des neuen Ticketverkaufsraumes im Februar (wir berichteten) zu den Öffnungszeiten ohnehin ein Bahnbedienster permanent vor Ort ist.

Ob der Bahnhof durch Paten, Verträge oder Ticketcenter tatsächlich sauberer sein wird, hängt davon ab, wie diese Form der Kontrolle wirkt und wie oft der Bahn-Reinigungstrupp für eine Ausnahme ausrückt. Das Müll-Problem im Völklinger Bahnhof ist ein Dauerthema. Die Mülleimer sind stets kurz nach der Reinigung wieder voll, und der Bahn kommt nicht in den Sinn, den Turnus zu erhöhen. Über die Kosten der Reinigung möchte ihre Pressestelle keine Auskunft geben.

Und die Stadt, die in den Augen der Reisenden das schmutzige Image mitzutragen hat? Sie macht nach eigenen Angaben schon mehr, als sie müsste. Kulanterweise reinige sie den Parkplatz mit der Kehrmaschine, obwohl er wie das gesamte Gelände der Bahn gehöre. "Wir haben dort keine Reinigungspflicht und wollen dort auch keine Reinigungspflicht haben", sagt Stadtsprecher Uwe Grieger. Das Interesse gehe aber schon dahin, dass ein Zustand herrsche, "der einem Bahnhof in punkto Sauberkeit auch gerecht wird". Das habe man der Bahn in der Vergangenheit auch mehrfach deutlich gemacht. Sich an den Kosten zu beteiligen und so den Turnus zu erhören, lehnt die Stadt angesichts leerer Kassen ab. "Das ist Sache der Bahn."

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