Kolumne Schwarzhörer im Museum

Wie aktives Zuhören funktioniert, ist mir schon länger bekannt. Seit dem jüngsten Besuch im Museum weiß ich nun auch, wann aktives Weghören gefragt ist.

Zunächst mal: Die Mitarbeiterin an der Kasse ist sehr freundlich, der Kartenkontrolleur lächelt, und die netten Aufsichts-Dame plaudert aus dem Nähkästchen. Ich erfahre, dass die Leihgaben so aufgehängt werden, wie sie von den anderen Museen geliefert werden – also mal mit schützendem Glas, mal ohne. Wobei es den Aufpassern natürlich lieber ist, wenn die Kunst hinter einer Scheibe hängt. Schon wegen der Besucher, die vor den Bildern niesen.

Im nächsten Ausstellungsraum treffe ich an einem Gemälde auf eine geführte Gruppe. Auch das Nachbarbild schauen wir uns zeitgleich an. Wobei ich mir erlaube, bei den Ausführungen der Expertin nicht aktiv wegzuhören. So schnappe ich einige Infos auf. Ich erfahre zum Beispiel, dass Maler Max Slevogt, der Protagonist der Ausstellung, ein Katzenfreund war.

Mein Interesse bleibt nicht lange unbemerkt. Die Dame, die alles erklärt, belehrt mich: Die Führung wurde von der Gruppe gebucht. Öffentliche Führungen gibt zu anderen Terminen. O weh, als Schwarzhörer erwischt! „Ich hab‘ doch nur geguckt“, sage ich kleinlaut. Das sei dann in Ordnung, meint die Dame. Uff! Hatte schon befürchtet, von der Security abgeführt zu werden. Dabei habe ich mich ja keineswegs durch die Hintertür rein geschlichen. Sondern brav den Eintritt bezahlt. Darf man sich dann nicht frei bewegen?

Nach dem kleinen Stimmungsdämpfer zieht es mich wieder in den ersten Raum. Dort hängt ein Gemälde von van Gogh. Wundervoll! Die beeindruckende Ausstellung werde ich mir sicher noch mal anschauen. Ich hoffe, dann klappt‘s besser mit dem aktiven Weghören. Wenn sich wieder eine geführte Gruppe nähert, stecke ich einfach einen Finger in jedes Ohr. Gut sichtbar. Dann sollte es eigentlich keine Probleme geben.

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