Mathe-Unterricht mitten im Wald

Lauterbach. "Encore une fois, Melodie!", ruft Maltiz-Forstwirt Arnulf Staap am Mittwochvormittag im Lauterbacher Waldcamp des Vereins für Naturerfahrung und Waldpädagogik. Das Mädchen lässt sich nicht lange bitten und schlägt erneut zu. Ein paar Axthiebe später ist das Holz gespalten

Lauterbach. "Encore une fois, Melodie!", ruft Maltiz-Forstwirt Arnulf Staap am Mittwochvormittag im Lauterbacher Waldcamp des Vereins für Naturerfahrung und Waldpädagogik. Das Mädchen lässt sich nicht lange bitten und schlägt erneut zu. Ein paar Axthiebe später ist das Holz gespalten. "Bravo, très bien!" Melodie Mantelet gehört zu den Sechstklässlern des Collège Paul Verlaine, die fünf Tage den Warndtwald erkunden. Neben der Natur lernen die Schüler aus Faulquemont auch viele deutsche Kollegen kennen: Die Klasse 7M1 der Erweiterten Realschule "Am Sonnenhügel" Völklingen ist ebenfalls mit von der Partie. Die Jungs und Mädchen sind begeistert bei der Sache. Auch Melodie macht die gemeinsame Arbeit mit den deutschen Teilnehmern Spaß, eine neue Freundin hat sie bereits kennen gelernt. Während sich die Elfjährige ums Holz kümmert, halten zwei Jungs am Lagerfeuer Wache. Über der Flamme wird das Wasser für den selbst gemachten Pizzateig erhitzt. "Wir wollen den Kindern zeigen, dass nicht alles auf Knopfdruck funktioniert", erklärt Betreuer Staap. Wo gehobelt wird, da fallen Späne: Eray Bekar hat sich beim Sägen in den Daumen geschnitten. Nachdem der kleine Kratzer mit einem Pflaster versorgt ist, geht's schnell zurück zur Arbeit. Schließlich gehört das Sägen neben dem Fußballspielen zu Erays Lieblingsbeschäftigungen im Camp. Während im Lager für das leibliche Wohl gesorgt wird, unterrichtet Marc Deniset vom Office National des Forêts im Wald. In einer spannenden Biologiestunde tasten die Schüler mit verbundenen Augen Stämme ab, riechen an Blättern und erfahren, dass die Bäume ihre Wunden mit einem Sekret selbst heilen. Auch in Mathe steht Praxisunterricht auf dem Stundenplan: Am Beispiel eines Baumstamms lernen die Schüler, wie der Umfang eines Kreises berechnet wird. Und am eigenhändig gebauten Holzkohlemeiler können sie chemische und physikalische Zusammenhänge studieren. "Der Unterricht im Freien macht Spaß", berichtet Cihad Gündüz. Gemeinsam mit einem deutschen und zwei französischen Kollegen teilt sich der Realschüler ein Zimmer in der Ludweiler Jugendbildungsstätte Angela Braun. "Die Verständigung klappt", versichert der 13-Jährige. Und wenn den Jungs doch mal die Worte fehlen, unterhalten sie sich einfach mit Händen und Füßen. "Es funktioniert gut", stellt Arnulf Staap am dritten Tag zufrieden fest. Die Gruppe wachse zusammen, Streit habe es bisher nicht gegeben. Die Lehrer verstehen sich ebenfalls prima. "Wir wollen auch in Zukunft mit der französischen Schule in Kontakt bleiben", versichert Gisela Bodamer, die Leiterin der Erweiterten Realschule Am Sonnenhügel.

Auf einen BlickDen Schüleraustausch hat der Regionalverband Saarbrücken in Kooperation mit dem Lauterbacher Verein Maltiz - Naturerfahrung und Waldpädagogik und dem Office National des Forêts in St. Avold organisiert. Das Projekt ist Teil des Aktionsprogramms "Jung sein im Warndt". Ziel ist es, mehrmals jährlich einen deutsch-französischen Austausch durchzuführen. tan

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