Arbeiten an Feiertagen Wenn in der Nacht die Klingel ruft

Völklingen · In vielen Berufen sind Feiertage Arbeitstage. So ist es auch bei Claudia Berger in ihrer Merkur-Apotheke in Völklingen. Da heißt es alle 16 Tage Dienst rund um die Uhr.

 Claudia Berger in ihrer Völklinger Merkur-Apotheke.

Claudia Berger in ihrer Völklinger Merkur-Apotheke.

Foto: Ruppenthal

Nicht nur zwischen den Jahren und an den Festtagen müssen sich die Apotheker auf ungewöhnliche Arbeitszeiten einrichten. So auch Apothekerin Claudia Berger von der Merkur-Apotheke in der Bismarckstraße. Weil die Apotheken im Verbund das ganze Jahr über die Versorgung mit Arzneien und dem weiteren Apothekensortiment sicherstellen müssen, sind die Apotheken im Wechsel in einem ganz bestimmten Rhythmus mit dem 24-Stunden-Dienst dran.

„In Völklingen ist jede Apotheke alle 16 Tage an der Reihe, so ist gewährleistet, dass nicht der Gleiche jedes Jahr an Weihnachten oder Silvester an der Reihe ist“, sagt Berger. Der Rhythmus ändere sich nur, wenn eine der Völklinger Apotheken schließt: „Dann rutscht man in diesem Ranking eins zurück.“

Seit mehr als 30 Jahren ist sie in Völklingen im Apothekenwesen tätig. Der Notdienst schreckt sie bis heute nicht, weder an Weihnachten noch an  Silvester. Wer so oft einen Rund-um-die-Uhr-Dienst schiebt, weiß aber auch diese Bereitschaftszeit zu nutzen. Dann ist oft Zeit für alles, was zwischendurch mal liegen bleibt. Die Buchhaltung auf den aktuellen Stand bringen, Computerarbeit erledigen, Inventur vorbereiten oder sogar vollenden und Ähnliches.

Zeit zum Fernsehen schauen bleibt auch, doch zieht die Apothekerin in Bereitschaft die DVD dem laufenden Programm vor. Denn klingelnde Kundschaft hat immer Vorrang, und zurück vor der Flimmerkiste ist dann beim aktuellen Krimi oft der Anschluss verpasst, beim Quiz die Antwort zu der Frage durch, zu der man vielleicht die richtige Antwort wusste. Dann doch lieber vom Abspielgerät mit der Pausentaste – falls das Kundengespräch länger dauert.

„Früher war das auch mal ganz amüsant“, erinnert sich die Apothekerin. „An Weihnachten sind die meisten Menschen, die an der Tür klingeln, viel freundlicher und viel geduldiger“, weiß sie. An Silvester sei die Innenstadt im Gegensatz zu früher fast gänzlich menschenleer. In den vergangenen 30 Jahren ist Claudia Berger so manche amüsante Geschichte widerfahren. „Früher kam der eine oder andere, um nachts mal schnell noch Brennspiritus fürs Fondue zu kaufen“, erinnert sie sich. „Manch einer kam auch nur, um sich mit frischem Olivenöl einzudecken. So mancher hält uns wohl für eine Tankstelle, wo es alles gibt“, sagt Claudia Berger schmunzelnd. Außerdem weiß sie zu berichten: „Ein Notdienst ist nicht wie der andere, manchmal geht es zu wie im Taubenschlag, das nächste Mal kommt die gesamte Nacht kein einziger Kunde.“

An Weihnachten und Silvester seien vor allem Medikamente gefragt, die schnell über die Sünden der Feiertage hinweghelfen. Ab zwei Uhr in der Früh werde es dann meistens ruhiger. „Dann kann man sich auch mal für zwei, drei Stunden aufs Ohr legen“, verrät die Völklingerin. Von erholsamen Schlaf könne man auf einer Liege jedoch nicht sprechen.

Wirtschaftlich ist ein solcher Notdienst auch nicht unbedingt lohnend. Pro Vorgang dürfen die Apotheker einen Aufpreis von 2,50 Euro berechnen. Ob nun der Kunde einen oder zehn Artikel kauft – es bleibt immer nur bei 2,50 Euro.

„Auch als Apotheker muss man seinen Beruf schon mögen, um diese Dinge gerne und mit einem Lächeln zu erledigen“, bekennt Claudia Berger. Der Kontakt mit Menschen war einer der Gründe, warum sie sich für diesen Beruf entschieden hatte. Und bei den immer wiederkehrenden Notdiensten weiß sie die Zeit für sich optimal zu nutzen.

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