Wenn die Zauberflöte flöten geht

Saarbrücken · Das entscheidende Pult fällt aus, die Techniker retten gerade noch so die Show und eine Regieassistentin wird spontan zur Schauspielerin: Das Staatstheater ist auch an Weihnachten nicht vor Pannen gefeit.

 Sie plaudern aus dem Nähkästchen: Silvia Thoma, Philipp Sonnemann und Judith Braun vom Saarländischen Staatstheater. Foto: Dietze

Sie plaudern aus dem Nähkästchen: Silvia Thoma, Philipp Sonnemann und Judith Braun vom Saarländischen Staatstheater. Foto: Dietze

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Während derzeit vielerorts Urlaub gemacht wird, gibt es eine Institution in Saarbrücken , wo genau dann mehr los ist als üblich: das Saarbrücker Staatstheater . Um die Weihnachtszeit bietet das Haus zusätzliche Vorstellungen an, auch an den Feiertagen. Und natürlich kann es vorkommen, dass gerade dann nicht alles nach Plan läuft.

"Eigentlich ist bis jetzt wenig passiert an den Feiertagen. Und wir tun auch alles dafür, um jede Vorstellung zu retten", sagt Silvia Thoma, Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros und seit fünfzehn Jahren in Saarbrücken am SST. Trotzdem können die Mitarbeiter Geschichten von unvorhersehbaren Schwierigkeiten an Weihnachten erzählen.

"Es muss vor zwei Jahren bei der Aufführung der Weihnachtsgeschichte von Dickens gewesen sein", beginnt Philipp Sonnemann zu erzählen, "als das Pult hinter der Bühne ausgefallen ist". Mit diesem Pult werden alle künstlerischen und technischen Kommandos gesteuert. "Daher mussten sämtliche Kommandos per Funkgerät und über mehrere Stationen weitergegeben werden", erklärt Philipp Sonnemann, Abteilungsleiter der Bühnentechnik und seit fast zwanzig Jahren am SST. "Teilweise hatten wir uns sogar mit Handzeichen verständigt, wann welche Kulisse bewegt werden muss. Aber es hat alles prima geklappt. Das Publikum hat nichts davon gemerkt", sagt Philipp Sonnemann. Einige Jahre früher, noch vor dem technischen Umbau, ist etwas Ähnliches passiert. "Die Obermaschine für die Zugstangen war bei dem Weihnachts-Ballett ‚Das Geheimnis der Unsterblichkeit' ausgefallen. Da mussten alle Zugstangen von Hand geführt werden. Das brauchte viele Techniker und alle mit einem guten Timing. Aber das hatte damals fantastisch funktioniert", erinnert er sich.

Wenn es bei einer Aufführung zu Absagen aus Gesundheitsgründen kommen muss, wird dies vor der Aufführung angekündigt. "Da reagiert das Publikum immer sehr großzügig", sagt Silvia Thoma. Sie hatte im vergangenen Jahr an Weihnachten telefonische Bereitschaft und erhielt morgens früh einen Anruf. "Wenn der Anruf schon mit ‚Es tut mir so leid' beginnt, dann muss gehandelt werden", erzählt sie und lacht. Eine Sängerin der abendlichen Aufführung der Zauberflöte hatte abgesagt. Also saß Silvia Thoma den ganzen Tag am Telefon und suchte in der Region nach Ersatz. "Aber es war gerade an Weihnachten aussichtslos, jemanden zu finden", berichtet sie weiter, bis sie die rettende Idee hatte.

"Ich war gerade in einer Konditorei und überlegte, welche Torte ich möchte, als Silvia mich erreicht hat", erinnert sich Judith Braun. Sie ist Sängerin und schon seit über acht Jahren am SST. Sie war für die Aufführung der Zauberflöte an dem Abend bereits fest eingeplant, da aber kein Ersatz gefunden wurde, übernahm sie einfach zwei Rollen. "Ich habe dann die zweite und die dritte Dame in der Zauberflöte gesungen, sowohl die Mezzo-, als auch die Alt-Stimme", erzählt sie. Da sie aber nicht beide Rollen auf der Bühne spielen konnte, musste auch noch die Regieassistentin als Schauspielerin einspringen. "Das war alles sehr aufregend", sagt sie und lacht.

Das Publikum hatte an dem Abend viel Verständnis gezeigt und sich über diese Improvisation sogar gefreut. "Aber trotzdem wären wir heilfroh, wenn die Aufführungen dieses Jahr an Weihnachten wie geplant ablaufen könnten", sagt Silvia Thoma.

Weitere Infos und das Programm an Weihnachten unter www.staatstheater.saarland

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