Stützen und ermutigen, ohne Illusionen zu nähren

Saarbrücken · Vor fünf Jahren wagte Petra Lamy einen Neuanfang: Sie eröffnete in der Dudweilerstraße eine private Schauspielschule. Das anfänglich kleine Programm bewährte sich und wurde ausgebaut.

 Szenenarbeit für das Stück „Butterbrot“ (v. l.): Manuel Franz, Michele Marotta und Studenten der Klasse Schauspiel II. Foto: Jean M. Laffitau

Szenenarbeit für das Stück „Butterbrot“ (v. l.): Manuel Franz, Michele Marotta und Studenten der Klasse Schauspiel II. Foto: Jean M. Laffitau

Foto: Jean M. Laffitau

Petra Lamy müsste eigentlich "Kommissar Zufall" kennen, der den Lauf der Dinge plötzlich in eine neue Richtung lenkt - schließlich hat sie bei einigen SR-Tatorten mitgespielt. Aber das, was ihr vor fast sechs Jahren zustieß, hätte sie wohl selbst nicht für möglich gehalten.

Seit über 20 Jahren stand sie damals auf internationalen Bühnen, war zehn Jahre auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs gewesen und bereits einige Zeit als Schauspiellehrerin in Saar-Lor-Lux tätig. Als sie im Winter 2009 die lichten hohen Räume im ersten Stock der Kulturfabrik in der Dudweilerstraße 7 betrat, war ihr erster Impuls: Das könnten tolle Probenräume für die freie Szene sein. Dann aber wurde ein anderer Gedanke stärker. Lamy dachte nach, rechnete nach und wagte es, ihre Vorstellungen von einer privaten Schauspielschule zu verwirklichen. "Nach neun Monaten wie in einer ordentlichen Schwangerschaft war es dann so weit. Wir starteten im Oktober 2010 mit drei Tagen der offenen Tür und einem kleinen, strukturierten Programm."

"Acting and arts" war geboren. Das Programm hat sich bewährt und wurde erweitert: Es besteht heute aus fortlaufenden Schauspielklassen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und einem für jedes Trimester neu zusammengestellten Kursprogramm.

"Viele Anfragen kommen von Menschen, die sich neben ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen kreativ ausprobieren oder mehr über sich erfahren möchten", erklärt Lamy. "Das Schauspieltraining ist ein wunderbares Mittel, um mutiger, durchlässiger und spontaner zu werden. Manche nutzen die Kurse für ihre berufliche Entwicklung, trainieren ihre sprachlichen, stimmlichen und rhetorischen Fähigkeiten." Junge Menschen können in einem Orientierungsjahr für sich herausfinden, ob sie Schauspieler werden möchten. Einsatz ist gefordert, aber der lohnt sich. Für die, die weitermachen wollen und sich an einer staatlichen Schauspielschule bewerben und auch für die, die erkennen, dass sie in einem anderen Beruf besser aufgehoben sind. "Wer ernsthaft den Weg des Schauspielers gehen will, den stützen und ermutigen wir", stellt Petra Lamy klar, "aber wir nähren keine Illusionen über diesen wunderbaren, aber auch harten Beruf." Dennoch: "Einige unserer langjährigen Studenten sind mittlerweile in freien Theater- und Filmprojekten tätig."

Immer öfter mündet die Arbeit auch in Produktionen - wie in das Stück "Butterbrot", das zum Fünfjährigen mehrfach, insgesamt 13-mal gespielt wurde. "Wir planen keinen durchgehenden Theaterbetrieb, aber wie schon in den letzten beiden Jahren zeigen wir Ergebnisse unserer Arbeit einem interessierten Publikum."

Die Dozenten generiert Lamy aus unterschiedlichsten Bereichen ihres beruflichen Lebens, auch aus Kontakten und Begegnungen rund ums Ophüls-Festival. Monika Schubert und Jens Roth kamen über diese Schiene zu "acting and arts", dazu unterrichten saarländische Profis wie Bettina Koch, Ingo Fromm, Gabriele Bernstein, Edda Petri, Heike Laub und Samuel Meystre an der privaten Schauspielschule.

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Auf einen BlickDas Programm der nächsten Monate: Workshops: 6. bis 8. November: "Source Tuning" - Die verlässliche Intelligenz des Körpers; 28. und 29. November: "Mein innerer Clown - die Angst vorm Scheitern zelebrieren". Kostenlose Schnupperstunden für Kinder/Jugendliche: 5. November (14 bis 16 Jahre), 10. November (11 bis 13 Jahre). Veranstaltungen: Hommage an Edith Piaf am 6. und 13. Dezember, je 17.30 Uhr mit Petra Lamy, Wolf Giloi und Ingo Fromm. kjsacting-and-arts.com

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