Saarbrücken. So viel ist sicher: Dem Internet gehört die Zukunft. Sicher ist aber auch: Das Internet ist unsicher. Drei vom Bundesforschungsministerium finanzierte Zentren sollen das ändern. Sie entwickeln Grundlagen für eine neue Sicherheitsarchitektur des Datennetzes. Zu ihnen gehört das Saarbrücker Cispa-Institut ("Center for IT-Security, Privacy and Accountability"). Es wird in den kommenden vier Jahren weitere 16 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium erhalten. Das erklärte Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU ) gestern bei einem Besuch auf dem Saarbrücker Campus der Saar-Uni.

Dort steht am Stuhlsatzenhausweg das neue Domizil der Saarbrücker Sicherheitsforscher, das gut 150 Mitarbeitern Platz bietet, kurz vor der Fertigstellung. Der Umzug der über den Campus verteilten Informatiker ist im Dezember geplant. Offiziell eingeweiht wird das Cispa im März bei der europäischen Konferenz zur Computersicherheit "European Symposium on Security and Privacy".

Am Cispa beteiligt sind die Saar-Universität, die beiden Saarbrücker Max-Planck-Institute und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Insgesamt beschäftigen sich in Saarbrücken über 200 Wissenschaftler mit Cispa-Themen. Ihre Forschungsschwerpunkte standen gestern im Mittelpunkt des Besuchs der Berliner Ministerin. Der IT-Standort Saarbrücken werde mittlerweile auch international als einer der leistungsfähigsten in Europa wahrgenommen, so Johanna Wanka . Und deshalb "verdreifachen wir auch unsere Unterstützung". Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) lobte die Kooperation zwischen dem Saarbrücker IT-Institut und dem französischen Institut National de Recherche en Informatique et Automatique. Trotz der guten Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen in den USA gebe es aber ein ganz spezielles europäisches Bewusstsein beim Datenschutz . "Wir brauchen da eigene Lösungen."

Geleitet wird das Forschungsinstitut vom Saarbrücker Informatik-Professor Michael Backes. Er will den Datenschutz im Internet auf ein neues Fundament stellen. Es sei erschreckend, wie fehleranfällig die Internet-Technik auch heute noch sei und wie kurzfristig immer noch in Sachen Sicherheit gedacht werde. Auf jede Software-Sicherheitslücke lediglich mit einem Update zu reagieren oder bei jeder neu entdeckten Variante eines Computervirus eine aktualisierte Version eines Antivirenprogramms herauszubringen, könne nicht die Lösung sein. "Die IT-Sicherheitsforschung darf nicht darauf reduziert werden, dass sie sich ein Katz- und Mausspiel mit den Angreifern liefert." Die Internet-Welt brauche etwa Software mit Sicherheitsgarantie. Unter anderem dafür wolle Cispa die Grundlagen entwickeln.

Das Institut erforscht Grundlagen für sichere Computersysteme, Methoden zu einem besseren Schutz der Privatsphäre und persönlicher Daten. Die Wissenschaftler untersuchen zum Beispiel, wie der Datenschutz im Auto von morgen zu gewährleisten ist, das permanent mit dem Internet verbunden sein wird. Kann ein Mensch im digitialen Zeitalter verhindern, dass ohne seine Zustimmung Fotos von ihm angefertigt werden, lautet eine andere Fragestellung, an deren Lösung Cispa-Forscher arbeiten. Sie entwickeln auch Apps, die Nutzern beim sicheren Umgang mit ihrem Smartphone helfen sollen, und Programmierwerkzeuge für Informatiker.