Stadt untersagt Pfandkisten-Aktion

Saarbrücken · Unbekannte wollten im Nauwieser Viertel ein neues Pfandsystem etablieren, um Flaschensammlern die Arbeit zu erleichtern. Aus Sicherheitsgründen hat die Stadt die Kisten entfernt.

Zwischen faulenden Bananenschalen, klebrigen Kaugummis und Glasscherben im Müll zu wühlen - und das alles nur in der Hoffnung, zwischen dem Dreck eine Pfandflasche zu finden - ist nun wirklich kein Vergnügen. Verletzungsgefahr inklusive. Doch gibt es genug Menschen, die in Saarbrücken eben genau dies tagtäglich tun. Um den Pfandsammlern das Wühlen im Müll zu ersparen, haben bislang Unbekannte im Nauwieser Viertel vor Kurzem Getränkekisten an Laternenmasten befestigt.

Flaschen in die Kiste

Leser-Reporter Michael Dochnahl hat an der Ecke Försterstraße/Cecilienstraße in Saarbrücken eine solche Pfandkiste entdeckt und findet diese "neue Art von Leergutentsorgung toll", wie er an die Saarbrücker Zeitung schreibt.

An den Kisten klären Schilder über den Hintergrund der Aktion auf: "Wir finden die Situation widerlich, Pfandflaschen aus verdreckten Mülleimern zu fischen. Nicht nur dass sich in den Mülleimern der Schmutz sammelt, auch die Verletzungsgefahr ist ziemlich hoch. Deswegen haben wir Pfandkisten angebracht, um dem entgegenzuwirken."

Während Dochnahl das neue Pfandsystem befürwortet, hat die Stadt Saarbrücken Einwände. "Die uns bekannten Kisten wurden entfernt. Sie hingen in Kopfhöhe und stellten somit eine Gefahr für Fußgänger dar", sagte Stadtpressesprecher Thomas Blug.

Ein weiterer Aspekt war der Stadt ein Dorn im Auge. So wurden Passanten auf dem Schild dazu aufgefordert, die Flaschen - sofern sich keine Kiste an einer Laterne befindet - einfach auf den Boden zu stellen. "Das widerspricht natürlich der Verkehrssicherheit und der Sauberkeit, die wir im Auge haben. Insbesondere wenn es sich um Glasflaschen oder Gegenstände handelt, die gefährlich werden können. Die werden leicht umgestoßen, und dann liegen die Glasscherben auf dem Weg", sagte Blug.

Die Stadt dulde eine Leergutentsorgung "in dieser Form nicht" und richtet einen Appell an die Bürger: "Wer Aktionen im öffentlichen Raum plant, soll sich im Vorfeld mit der Stadtverwaltung absprechen."

leben-in-saarbruecken.de

Peter Alt-Bartross befürwortet die Aktion und schreibt: "Funktioniert auch in anderen Städten. Hoffentlich auch bei uns." Evelyn Zäh und Margret Buchholz bewerten die Aktion als "eine super Sache!"

Vick Blau hingegen schreibt: "Find ich nicht gut. Ich empfinde das eher als Frechheit von denen. Lieber mal Arbeit suchen als Pfandflaschen! Und jetzt sind sie noch zu faul dafür.Tzzz..."

Auch Jutta Ontherun lässt kein gutes Haar an den Pfandkisten: "Die Flaschensammler, die ich kannte, haben sich alle samt und sonders totgesoffen. Da bestand das Leben schon darin, die Zeitspanne bis zum nächsten Bier/Kräuterschnaps, was auch immer, zu überstehen beziehungsweise genug Pfandflaschen zu finden, sich das leisten zu können. Sofern sonst kein edler Spender da war, nachdem der monatliche staatliche Obulus innerhalb kürzester Zeit weg war. Insofern finde ich das Ganze eher traurig als gut."

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saarbrueckerzeitung.sb

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