Von Saarbrücken lernen

Saarbrücken „ · Saarbrücker Kinder haben es gut. An unserer Musikschule gibt es, auch dank einer Kooperation mit der Hochschule für Musik, ein besonders gutes Angebot an frühkindlicher Musikpädagogik. Das hat sich bis nach Luxemburg rumgesprochen. Da man dort mit dieser Art früher Musikbildung wenig Erfahrung hat, reiste eine Delegation nach Saarbrücken und schaute sich in der Musikschule um.

 Einige Mitglieder der Delegation aus Luxemburg schauen zu, wie Esther Klein mit der kleinen Alma Maria den Flötenunterricht gestaltet. Rechts im Bild Musikschulchef Thomas Kitzig. Foto: Maurer

Einige Mitglieder der Delegation aus Luxemburg schauen zu, wie Esther Klein mit der kleinen Alma Maria den Flötenunterricht gestaltet. Rechts im Bild Musikschulchef Thomas Kitzig. Foto: Maurer

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Ein vierjähriges Kind ist noch nicht in der Lage, Kritik anzunehmen", weiß Professor Michael Dartsch. Im Unterricht für die Kleinen, wie er in der Saarbrücker Musikschule praktiziert wird, versuche man daher Frustrationen zu vermeiden. "Jedes Kind muss in der Stunde Erfolgserlebnisse haben", erläutert der Fachmann für elementare Musikpädagogik. Die elf Luxemburger Gäste, die um ihn herum im Vorführraum der Saarbrücker Musikschule in einem Stuhlkreis sitzen, sind ganz Ohr. Die Damen und Herren sind Mitglieder zweier Fachkommissionen, die im Auftrag des Luxemburger Kultusministeriums Lehrpläne für instrumentale und musikalische Früherziehung in Musikschulen entwickeln sollen.

Sie sind an diesem Donnerstag nach Saarbrücken gekommen, um sich hier den Unterricht anzusehen und von den Saarbrücker Kollegen zu lernen. "Unsere Lehrer sind hoch qualifizierte Musiker, aber im Bereich Früherziehung, Arbeit mit kleinen Kindern, haben sie keine Ausbildung und wenig Erfahrung", erklärt der Kommissions-Vorsitzende Marc Juncker den Grund. Denn das Luxemburger Musikschulwesen sei traditionell sehr durch das französische System geprägt. Und das sei ganz auf das Conservatoire de Paris ausgerichtet, sehr verschult und hierarisch.

"Der Unterricht ist hier viel entspannter, weil man sich hier dem Lerntempo des Kindes anpasst", hat Juncker am Donnerstag beobachtet und will dies als Impuls mit nach Hause nehmen. "Bei uns ist es eher umgekehrt, das Kind muss sich dem Rhythmus des Unterrichts anpassen." Dazu gehöre auch, dass die jungen Luxemburger genau wie die Franzosen erst ein Jahr Theorieunterricht, genannt "Solfège", erhalten, bevor sie ein Instrument in die Hand nehmen dürfen. Davon hält Dartsch in der Früherziehung jedoch gar nichts. Kleinen Kindern falle es nämlich noch schwer, Bedürfnisse aufzuschieben. "Sie kommen ja, um Musik zu machen", betont er. Deshalb müsse man das von Anfang an ermöglichen, selbst wenn sie nur rhythmisch am Geigenbogen zupfen. "Das ist eine Vorübung und gleichzeitig schon Musik."

Das Luxemburger System habe aber auch Vorzüge, wie der Saarbrücker Musikschulleiter Thomas Kitzig und Dieter Boden vom Landesverband der öffentlichen Musikschulen erklären. Es sei nicht nur staatlich kontrolliert, sondern auch hoch subventioniert.

Im Saarland besucht jedes 80. Kind eine Musikschule, in Luxemburg jedes 30. Zwischen den Musikschulen beider Länder gibt es ein Abkommen und Partnerschaften, weshalb der Austausch auch fortgesetzt wird.

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