Haydns Schöpfungs-Oratorium neues Leben einzuhauchen ist für den Robert-Schuman-Chor zum Langzeitprojekt geworden. Seit gut zwei Jahren beschäftigt sich der Jugendchor der Großregion mit dem Werk Joseph Haydns. Im Februar vergangenen Jahres führten die Sänger und Instrumentalisten unter der Leitung von David Reiland die erste von drei Episoden der "Schöpfung - Reloaded" in der Völklinger Versöhnungskirche auf. An gleicher Stätte thematisierte das Ensemble am Samstagabend nun die Tage fünf und sechs der Schöpfungsgeschichte, die Erschaffung der Tiere und vor allem: des Menschen.

Der Schuman-Chor zeichnet sich durch seine lebendige Annahme klassischer Werke aus. Das geschieht allem voran mit einem modern aufgestellten Orchester. So becircen die Musiker mit Akkordeon, E-Piano und Marimbaphon im Zusammenspiel mit Flöte, Cello und Kontrabass den Zuhörer im Kirchenschiff - Schweineorgel statt sakraler Gewalt. Es passt zur frischen, zur fein durchdachten Herangehensweise des Chors.

Die Neuinterpretation des Oratoriums beschränkt sich nicht auf unkonventionelle Instrumentierung. Der künstlerische Denkprozess schlägt sich im Programm nieder. So haben die Sänger mit den Beatles, Victor Young und John Cage zur klassischen Vorgabe zeitgenössische Stücke eingewebt, dem Rezitativ des Engels Uriels Auszüge aus der Charta der Grundrechte der Europäischen Union beigemischt.

Am eindrucksvollsten jedoch ist die Version von Herbert Grönemeyers Song "Mensch": Arrangeur Martin Folz, der diesmal den Dirigierstab von David Reiland übernommen hatte, ließ einen Vorsänger zunächst im Rezitativ die Strophe ansingen, um dann mit der Gesamtheit seines musikalischen Apparats die volle Wirkung zu entfalten. Gänsehaut. Musikalische Exzellenz mit doppeltem Boden. Der dritte und abschließende Teil der Schöpfungs-Trilogie ist bereits für kommendes Jahr geplant.