Ob die womöglich wiederkommen?

Völklingen · Der nachbarschaftliche Frieden auf dem Völklinger Sonnenhügel ist jüngst wieder gestört worden – durch Unbekannte, die in Häuser eingebrochen sind. Im SZ-Gespräch schildern Einbruchsopfer ihre Erfahrungen.

 Auch am helllichten Tag schlagen Einbrecher zu. Wachsame Nachbarn können sie mitunter vertreiben – so geschehen bei einem Einbruchsversuch am Sonnenhügel. Foto: Fotolia/Gina Sanders

Auch am helllichten Tag schlagen Einbrecher zu. Wachsame Nachbarn können sie mitunter vertreiben – so geschehen bei einem Einbruchsversuch am Sonnenhügel. Foto: Fotolia/Gina Sanders

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 Völklinger Einbruchs-Betroffene beim Gespräch in der SZ-Lokalredaktion, von links: Monika Fox, Brunhilde Folz, Kriminaldienst-Chef Hermann-Josef Flesch, Stefan Mohr, Dr. Ragna Folz-Schmitt und Hacer Bospinar. Rechts SZ-Redakteur Bernhard Geber. Foto: Jenal

Völklinger Einbruchs-Betroffene beim Gespräch in der SZ-Lokalredaktion, von links: Monika Fox, Brunhilde Folz, Kriminaldienst-Chef Hermann-Josef Flesch, Stefan Mohr, Dr. Ragna Folz-Schmitt und Hacer Bospinar. Rechts SZ-Redakteur Bernhard Geber. Foto: Jenal

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Am Völklinger Sonnenhügel herrscht eine gute Nachbarschaft. Doch der Frieden dort ist gerade wieder durch Wohnungseinbrüche gestört worden: so bei Brunhilde Folz, die zusammen mit ihrem Mann am Ostersonntag ihre Tochter besuchte. Dann bei ihrer Rückkehr ihr Haus bis in die privatesten Winkel durchwühlt vorfand. Und anschließend Schmuck von hohem Wert vermisste. Eine Woche später feierte dann ihre Tochter, die Ärztin Dr. Ragna Folz-Schmitt, in einem Restaurant mit der Familie die Erstkommunion ihres Sohns. In die Feier platzte ein Anruf der Polizei: Man habe versucht, in ihr Haus einzubrechen. Aufmerksame Nachbarn, Stefan und Astrid Mohr, hatten die Täter bemerkt und durch lautes Rufen ("Was macht ihr da?") vertrieben.

Die Familie Mohr war selbst schon Opfer eines Einbruchs geworden. An einem Sonntag im Oktober 2010, berichtet Stefan Mohr, war das Ehepaar gemeinsam essen. Unbekannte nutzten dies aus, "um das Haus von Keller bis zu Dachboden auf den Kopf zu stellen". Und nahmen den Familienschmuck mit.

Monika Fox traf es Ende Januar 2013, als sie einige Tage zu ihrem Sohn verreiste. Die Täter schlugen das Wohnzimmerfenster ein und durchwühlten das gesamte Haus. Sie fanden zwar nur 50 Euro Bargeld, aber auch "Schmuck mit hohem Erinnnerungswert" (Fox).

Bereits schon zweimal haben Einbrecher das Haus von Hacer Bospinar, Nachbarin am Sonnenhügel, heimgesucht: am 12. April 2013 und am 30. April dieses Jahres. Die Täter kamen jeweils, während sie und ihr Mann auf der Arbeit waren. Sie waren vor allem scharf auf Wertsachen und Schmuckstücke aus Gold, ließen aber auch Laptops, einen I-Pod und eine Playstation mitgehen.

"Gruselig" ist für Hacer Bospinar "die Vorstellung, dass die noch einmal wiederkommen". Und "das Misstrauen wächst immer mehr, und man hat auch Angst um die Kinder", sagt Dr. Ragna Folz-Schmitt. Für den materiellen Schaden kommen in der Regel Versicherungen auf, doch die Einbrüche haben bei den Betroffenen am Sonnenhügel ein anhaltendes Gefühl der Unsicherheit hinterlassen.

Damit sind sie kein Einzelfall, bestätigt Hermann-Josef Flesch, Leiter des Kriminaldienstes bei der Polizeiinspektion Völklingen, dem sie bei einem Gespräch in der SZ-Redaktion Völklingen ihre Erlebnisse schildern. Flesch: "Einbruchsopfer sind teilweise traumatisiert. Wir nehmen diese Fälle und die Sorgen der Menschen sehr ernst."

Flesch hat die jüngsten Zahlen aus der Polizeistatistik mitgebracht. Im Saarland wurden so im Jahr 2012 insgesamt 2031, im Jahr 2013 2095 Wohnungseinbrüche registriert. Die Aufklärungsquote stieg landesweit von 10,8 auf 16 Prozent. Dies, erläutert Flesch, hat auch mit der 2012 eingerichteten landesweiten Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch zu tun. Durch deren Tätigkeit seien bisher schon rund 60 Haftbefehle vollstreckt worden, und derzeit sei man einer Gruppierung auf der Spur, die von Frankreich aus agiere.

Aus Frankreich angereist sind offenbar auch die Einbrecher, die in jüngster Zeit Lauterbach unsicher machten. An die 50 Einbrüche ereigneten sich hier vom vergangenen November bis zum März. Mit verstärkten Streifenfahrten ist es laut Flesch inzwischen offenbar gelungen, die Täter aus Lauterbach zu verdrängen. Dabei bekamen die Völklinger Beamten auch Unterstützung von der Bundespolizei. 92 Wohnungseinbrüche wurden 2012 im Völklinger Stadtgebiet registriert, 2013 waren es 88 - dann unter anderem mit Fortsetzung in Lauterbach und am Sonnenhügel.

Am 28. Mai, 18 Uhr, will die Polizei nun bei einer öffentlichen Veranstaltung des Völklinger Sicherheitsbeirates in der Haydnschule ausführlich über Vorbeugung beraten. Stefan Mohr vom Sonnenhügel war bereits sehr dankbar über einen Besuch der Völklinger Kontaktbeamten nach dem Einbruch bei ihm zu Hause: "Wir haben jetzt abschließbare Fenster und eine Alarmanlage."

Völklingen. "Ein Hund ist schon ein sehr guter Schutz gegen Einbrecher", sagt Kriminalhauptkommissar Hermann-Josef Flesch. "Auch wenn er nur klein ist und bellt." Die passende Ergänzung (und gute Alternative) zum Hund ist der wachsame Nachbar. Wobei hohe Hecken rund ums Grundstück laut Flesch einen Nachteil haben: Da blickt auch der Nachbar nicht mehr durch.

Organisierte Tätergruppen baldowern vorher ihr Zielgebiet aus. Ein Anziehungspunkt sind hier Häuser, in denen es kein Lebenszeichen gibt, zum Beispiel bei Dunkelheit kein Licht brennt. Deshalb rät Flesch: "Suggerieren Sie, dass jemand zu Hause ist!" Wer verdächtige Gestalten und Autos in seinem Wohngebiet sieht, sollte keine Scheu haben, dies sofort der Polizei zu melden.

Denn die muss schnell vor Ort sein: Profis "brauchen höchstens fünf Minuten, um ein ganzes Haus auf den Kopf zu stellen", sagt der Experte. Normalerweise hinterlassen sie auch keine Spuren wie Fingerabdrücke oder DNA, mit denen man sie später auf die Tat festnageln könnte.

Die Täter setzen darauf, gleich samt Beute auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Die Polizeiarbeit wird um so schwieriger, wenn es sich hier laut Flesch nicht nur "um unsere normalen Einbrecher, sondern um reisende Täter aus Osteuropa handelt". Die wohnen zum Teil im benachbarten Frankreich und kommen dann zu Beutezügen über die Grenze. Es gibt aber auch Täter und Tatverdächtige, die sich ganz offiziell in Deutschland angemeldet haben. Dies geschieht mit Hilfe so genannter Residenten, die vor Ort einen festen Wohnsitz haben und dann (zumindest pro forma) ihre Landsleute bei sich aufnehmen. Und die Meldebescheinigung verhindert dann auch öfter, dass die Polizei die Verdächtigen festhalten kann. Flesch: "Der Haftgrund Fluchtgefahr gilt dann als nicht gegeben, weil der Mann einen Wohnsitz hat."

Doch das ist kein Grund, dem Treiben tatenlos zuzusehen. "Wir sind hier mit der Stadt Völklingen in einem guten Dialog", bekräftigt Flesch. Ein Völklinger Beamter arbeitet auch in der zentralen Ermitttlungsgruppe mit, die derzeit ihre Fühler nach Frankreich ausstreckt. Und erst unlängst haben die Beamten wieder einen Erfolg gelandet: Bei einer Ausstellung von mutmaßlichem Diebesgut im Dillinger Rathaus haben über 100 Betroffene ihr Eigentum wiedererkannt.

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