Ereignisse sollen in Erinnerung bleiben

Jüdische Mitbürger waren einst bedeutender Bestandteil unserer Gemeinschaft. Damit ihr Gedenken erhalten bleibt, gibt es im Kreis St. Wendel sieben Orte gegen das Vergessen. Der Harry-Schu-Platz erinnert an das Leben eines Verfolgten in Oberthal.

 Landrat Udo Recktenwald, Hermann Scharf, Bürgermeister Stephan Rausch, Ortsvorsteher Reiner Burkholz und Willi Portz (von links) enthüllen die Gedenkstätte. Foto: B & K

Landrat Udo Recktenwald, Hermann Scharf, Bürgermeister Stephan Rausch, Ortsvorsteher Reiner Burkholz und Willi Portz (von links) enthüllen die Gedenkstätte. Foto: B & K

Foto: B & K

Oberthal. Harald Schu - genannt Harry - wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, weil seine Mutter Jüdin war. Er wurde des St. Wendeler Gymnasiums verwiesen und durfte später seiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Er versuchte 1942 zu fliehen, wurde aber an der Schweizer Grenze verhaftet und musste für vier Monate ins Gefängnis nach Saarbrücken. Im gleichen Jahr wurde er ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Dort starb er im Alter von 19 Jahren.

Harry Schuh wurde 1923 als Sohn von Johann, einem Katholiken, und Helene, einer Jüdin, geboren. Gemeinsam mit seiner Schwester Henny-Ruth (geboren 1926) lebte die Familie seit 1936 in Oberthal. Von 1941 an wurden alle jüdischen Mitbürger mit dem Judenstern gekennzeichnet; als so genannte Halbjuden traf dies auch Harry Schu. Er durfte daraufhin nicht mehr die Schule besuchen. Auch die Arbeit in einem St. Wendeler Installateurs-Betrieb wurde ihm untersagt.

Harry Schu versuchte dem zu entfliehen. Es gelang ihm nicht; er wurde auf der Flucht aufgegriffen. Sein Vater richtete mehrere Bittschreiben an das Regime - ohne Erfolg. Laut damaliger Erklärung erlag er im November 1942 im KZ Dachau einer Lungenentzündung. Seine Schwester konnte bereits 1937 bei Verwandten in den USA unterkommen. Die Mutter Helene Schu, geborene Isaak, teilte das Schicksal ihres Sohnes und ließ ihr Leben im Konzentrationslager. Im Frauen-KZ Theresienstadt, wohin sie kurz vor Kriegsende verschleppt wurde, kümmerte sie sich um Typhus-Leidende. Sie infizierte sich mit der Krankheit und verstarb im März 1945, zwei Monate vor Ende der Nazi-Herrschaft.

"Ein Mensch ist nur dann vergessen, wenn sein Name vergessen wurde", zitiert Stephan Rausch, Oberthals Bürgermeister, ein jüdisches Sprichwort. Der Ort des Harry-Schu-Platzes sei mit Bedacht gewählt. Er befindet sich an der Kreuzung von Kirch- und Bahnhofstraße wo auch der Wendelinus-Radweg entlang führt. Eine viel frequentierte Stelle, die in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Zuhause der Familie Schu in Oberthal liegt.

Damit die Ereignisse der nationalsozialistischen Vergangenheit in Erinnerung bleiben, werden im Kreis St. Wendel sieben Orte gegen das Vergessen errichtet. Der Harry-Schu-Platz ist Teil dieser Initiative, die vom Adolf-Bender-Zentrum ersonnen und mit Hilfe von Geldern der Kulturlandschaftsinitiative und dem Landkreis in die Tat umgesetzt wird. Die Plätze sind so gestaltet, dass man sich dort niederlasse und der Geschichte erinnern kann.

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