Nur Stofftiere taugen als Geschenk

Regionalverband · Vermittelt, verschenkt, verstoßen: Um das zu verhindern, hören Tierschützer jetzt genau hin, wenn jemand sich nach einem Haustier erkundigt. Sobald klar ist, dass es unterm Weihnachtsbaum landen soll, haben Interessenten keine Chance.

"Das ist ja soooo süß." Stimmen überschlagen sich vor Begeisterung. Kinderaugen leuchten am Tannenbaum. Davor schaut ein Katzenbaby oder ein Hundewelpe aus dem Körbchen und erkundet tapsig sein neues Zuhause. Nur Wochen, höchstens Monate später ist die Begeisterung dahin. Inzwischen ist das lebende Weihnachtsgeschenk nicht mehr "soooo süß", sondern meist lästig und im schlimmsten Falle vor die Tür gesetzt. Deshalb stoppen viele Tierheime und Vereine die Vermittlung vor dem Fest.

Das gilt zum Beispiel für die Katzenklappe Völklingen, einen im Regionalverband aktiven Verein. Seine Vorsitzende Christine Gläser sagt: "Ab Anfang Dezember vermitteln wir vor dem Fest nicht mehr. Damit ziehen wir die Konsequenz aus einer herben Enttäuschung. Voriges Jahr ließen wir uns auf eine solche Vermittlung kurz vor Weihnachten ein. Später ließen die Interessenten das Tier im Stich." Solche Rückschläge machen die ohnehin anstrengende Arbeit der Katzenklappe noch schwerer. Gläser erzählt von der Rotte kranker Streunerkatzen in Klarenthal, von total verwilderten Tieren, die es nie mehr in ein warmes, gemütliches Zuhause schaffen.

Solche Katzen sind ohne mitfühlende Menschen Hunger und Krankheiten ausgeliefert. Bis zum qualvollen Ende. Für Gläser rührt all das von Gedankenlosigkeit her. Von Katzenhaltern, die ihre unkastrierten Tiere rauslassen, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Das macht Gläsers Verein.

Und ab dem 27. Dezember vermittelt er wieder Katzen. Zum Beispiel den noch ängstlichen Kater Mukkali. Seine Hinterlaufverletzung war so schwer, dass nur Amputation half. Er hätte ohnehin bei "Tierfreunden" keine Chance als Weihnachtsgeschenk.

Auch wer sich jetzt im Saarbrücker Bertha-Bruch-Heim umsieht, erfährt: "Tiere sind kein Weihnachtsgeschenk". Heimsprecherin Tabatha Walter sagt, es gebe zwar keinen Vermittlungsstopp vor dem Fest. Aber wer ein Tier haben wolle, dürfe es eben nicht verschenken. Also höre im Heim jeder genau hin, was es mit dem Tierwunsch auf sich hat. "Vertrauen aufbauen dauert. So können wir ruhigen Gewissens Tiere vermitteln, deren Interessenten Wochen vorher den Weg zu uns fanden. Daneben raten wir Besuchern, die kurz vor Weihnachten ein Tier adoptieren wollen, die Zeit über Weihnachten lieber hier mit den Tieren zu verbringen und sich mit ihnen zu befassen. Allen anderen empfehlen wir ein gutes Buch - oder ein Stofftier."

 Christine Gläser, die Vorsitzende des Vereins Katzenklappe Völklingen, mit einem ihrer Schützlinge. Foto: Lena Gläser

Christine Gläser, die Vorsitzende des Vereins Katzenklappe Völklingen, mit einem ihrer Schützlinge. Foto: Lena Gläser

Foto: Lena Gläser

Zum Thema:

Das Bertha-Bruch-Tierheim, Folsterweg 101 in Alt-Saarbrücken, ist an Heiligabend von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Am 1. und 2. Weihnachtstag steht es Besuchern jeweils von 14 bis 17 Uhr offen. Der Verein Katzenklappe Völklingen vermittelt wieder ab Samstag Tiere. Interessenten erreichen die Vorsitzende Christine Gläser unter Telefon (01 51) 57 80 79 68. oleKatzenklappe.npage.de

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