Mehr Verkehr soll Tunnel retten

Saarbrücken · Aus dem EU-Großprojektantrag ist der Stadtautobahn-Tunnel gestrichen. Jetzt setzen Charlotte Britz und die CDU auf den neuen Bundesverkehrswegeplan. Der sagt mehr Verkehr voraus, den die jetzige Autobahn nicht bewältigen könne.

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz spielt auf Zeit. Dadurch, dass der Stadtautobahn-Tunnel aus dem Großprojekt-Förderantrag für die EU gestrichen wurde, "gewinnen wir Zeit, um zunächst sinnvolle Teilprojekte wie die Revitalisierung der Eisenbahnstraße oder den Schallschutz am Staden umsetzen und die EU-Mittel dazu sichern zu können", teilte die Oberbürgermeisterin am Wochenende mit.

Sie reagierte damit auf einen Bericht der Saarbrücker Zeitung über ein als "nicht öffentlich" deklariertes Papier aus dem Baudezernat, über das der Stadtrat heute hinter verschlossenen Türen beraten soll. In diesem Papier kommt der Tunnel nicht mehr vor. Auch der Abriss und Wiederaufbau der Luisenbrücke ist aus dem Antrag gestrichen. Mit der Verkleinerung der Wilhelm-Heinrich-Brücke um zwei auf acht Spuren soll aber noch in den kommenden beiden Jahren begonnen werden.

Britz will auch "Zeit gewinnen, um die Menschen mitzunehmen". Eine repräsentative Umfrage zur Akzeptanz des Tunnelprojekts in der Bevölkerung gibt es zwar nicht. Aber in der aktuellen Spardiskussion, in der es unter anderem darum geht, Schwimmbäder zu schließen, müssen sich Politiker immer deutlicher sagen lassen, dass es wenig Verständnis für das millionenschwere Großprojekt gibt.

Britz formuliert das so: "Die Bürgerinnen und Bürger haben Fragen zum Projekt: zur Finanzierung, zum Verkehr, zu Beeinträchtigungen in der Bauphase. Unsere Aufgabe ist es, diese Fragen ernst zu nehmen und Antworten zu liefern."

Außerdem habe sie "immer wieder betont, dass wir das Projekt finanziell verantwortbar handhaben werden". Das bedeute: "Die Stadtmitte wird nicht zu Lasten der sozialen und kulturellen Infrastruktur in Saarbrücken gehen."

Britz will die Tunnelidee aber nicht aufgeben, sondern fordert weiter, dass der Bund ihn größtenteils bezahlt. Sie setzt auf den aktualisierten Bundesverkehrswegeplan. Dort werde festgestellt, dass es auf der Stadtautobahn bis 2025 rund 300 Staustunden jährlich geben werde, wenn die Autobahn so bleibt, wie sie ist.

Zwei Saarbrücker Christdemokraten werden deutlicher: Insbesondere wegen des zunehmenden Fernlastverkehrs sei die Stadtautobahn bald schon zu schmal. Sie müsse sechsspurig ausgebaut werden, um die Verkehrsmenge bewältigen zu können, sagen die CDU-Stadtverordneten Peter Strobel und Hermann Hoffmann. Weil zur Schlossmauer hin kein Platz ist, würde das bedeuten: Die Saar müsste zubetoniert werden.

Das sei natürlich nicht akzeptabel, sagen Strobel und Hoffmann. Der Bund, der für die Autobahn zuständig ist, müsse also ganz neu über einen Tunnel nachdenken. Die beiden CDU-Politiker gehen davon aus, dass dann auch ganz anders über den Tunnel diskutiert wird als bisher. Denn dann sei nicht mehr die Frage, ob alles so bleiben soll, wie es ist. Dann gehe es um sechsspurig überirdisch oder sechsspurig unterirdisch. Für die CDU sei klar: Der Tunnel ist die beste Lösung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort