Klassik trifft Kabarett in der Waldorfschule

Saarbrücken · Ein „vergnügliches Konzert für Sinfonie-Orchester und einen Dummschwätzer“ gaben das Orchestre Symphonique SaarLorraine und Jacques Bistro alias Detlev Schönauer in der Waldorfschule Altenkessel.

"Fein, dass Ihr trotz des schönen Wetters so zahlreich erschienen seid. Ist der Schwenker kaputt?" So kann eigentlich nur einer fragen: Kneipenwirt Jacques alias Detlev Schönauer. Am Sonntag moderierte der Wahl-Saarländer in einer Doppelfunktion als Kabarettist und Mitglied des Orchestre Symphonique SaarLorraine unter Leitung von Götz Hartmann ein "vergnügliches Konzert für Sinfonie-Orchester und einen Dummschwätzer" in der Waldorfschule Altenkessel. Ein erwartungsgemäß heiteres Projekt, das mit seiner Kombination aus Klassik und Kabarett Hemmschwellen gegenüber der ernsten Muse abbauen will. Hier lockte die mit "Allegretto Kabaretto" betitelte Veranstaltung freilich überwiegend ältere Zuhörer, darunter viele Schönauer-Fans und Freunde des deutsch-französischen Orchesters. Beschwingtes Programm, launige Worte: Nach der walzerseligen Ouvertüre von Otto Nicolays "Lustigen Weibern von Windsor" stellte Schönauer eigenhändig (und, was die Blasinstrumente betrifft, auch eigenmündig) die einzelnen Klangerzeuger vor, erläuterte den Zusammenhang zwischen Luftsäule und Tonhöhe und kannte dabei keine falsche Ehrfurcht. Schließlich sei eine Flöte auch nur "ein Rohr mit Löchern". Und der Hornist, der in sein Instrument nicht hineinblase, sondern hineinpupse, wisse zwar, was er 'reinpuste, "aber nur Gott weiß, was dabei herauskommt", frotzelte Schönauer. Auch den Dirigenten ließ er nicht ungeschoren davonkommen: "Das ist derjenige mit der meisten Angst vorm Konzert. Denn wenn's schiefgeht, kriegt er die schlechte Kritik." Doch Götz Hartmann hatte sein Orchester gut im Griff. Dass es ohne Dirigent nicht geht, bewies Schönauer, indem er sich selbst an dieser Aufgabe versuchte: Er spannte das Publikum als Chor ein und ließ Heinos blauen Enzian im Walzertakt und als Tango blühen. Bei Mozarts Haffner-Sinfonie hockte er dann selbst als Oboist im Orchester, um danach als Erzähler flapsig, frech und volksnah eine markig modernisierte Inhaltsangabe zu einer konzertanten Kurzfassung von George Bizets Oper "Carmen" abzuliefern. Aus der rassigen Titelfigur machte Schönauer eine "Leiharbeiterin im Schmuggelgewerbe auf 400-Euro-Basis mit Nebenbeschäftigung als Flittchen". Und er sparte nicht mit deftigen Kommentaren sowie Seitenhieben auf das Genre ("Oper? Da stehen ein paar dicke Leute auf der Bühne und schreien sich an.") und dramaturgische Untiefen: "Eine Oper muss nicht logischer sein als ein saarländischer Tatort."

Nächstes Konzert am Mittwoch, 8. Mai, 20 Uhr, Neunkirchen, Gebläsehalle im alten Hüttenareal. Eintritt frei - Hutsammlung.

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