Kritik am neuen Handyparken in Saarbrücken

Saarbrücken. "Das ist eine Frechheit!" Klare Worte findet der 67-jährige Saarbrücker, der anonym bleiben möchte, für das, was die Stadt als Vereinfachung anpreist - das neue Handyparken in Saarbrücken. Hier können Autofahrer ab 1. Januar den Parkschein nicht nur mit Münzen, sondern auch per SMS lösen

Saarbrücken. "Das ist eine Frechheit!" Klare Worte findet der 67-jährige Saarbrücker, der anonym bleiben möchte, für das, was die Stadt als Vereinfachung anpreist - das neue Handyparken in Saarbrücken. Hier können Autofahrer ab 1. Januar den Parkschein nicht nur mit Münzen, sondern auch per SMS lösen.Möglich macht dies der Service "sms&park" der Firma "sunhill technologies". Bislang war die Alternative zum Barzahlen ein Anruf bei einem anderen Anbieter, der eine vorherige Registrierung verlangte. Diese Anmeldung wird mit dem SMS-Dienst entfallen (die SZ berichtete).

Die Neuerung findet bei dem Saarbrücker, der sein Auto oft auf dem Landwehrplatz abstellt, wenig Beifall. Zum einen sei die Registrierung kein Problem gewesen. "Und zum anderen entfällt mit dem SMS-Service die minutengenaue Abrechnung, die bei dem Anruf-System möglich war." Genau dies ärgert auch Monika Krahmer aus Saarbrücken. "Eine minutengenaue Abrechnung ist nun nicht mehr möglich. Bequemer heißt also teurer. Toll!", schreibt sie empört an die SZ. Erwin Backes aus Saarbrücken beklagt eine Verteuerung, die als Vereinfachung verkauft werde. Und der Saarbrücker Michael Beckert spricht von einer "Abzocke". Jetzt müsse man für eine Stunde zahlen, auch wenn man nur zehn Minuten parken wolle. Dazu kämen die SMS-Gebühren.

Nachfrage bei der Stadt. Pressesprecher Thomas Blug bestätigt, dass sich die Abrechnungsmodalitäten mit dem SMS-Parken ändern: "Die minutengenaue Abrechnung entfällt tatsächlich." Er spricht von einer "Gleichbehandlung" der Handyparker mit denen, die ihr Ticket mit Münzen bezahlen. Er sagt aber auch: "Es geht niemandem darum, das Parken teurer zu machen."

Die Gebühren, die bisher am Automaten entrichtet werden mussten (von 40 Cent bis zu einem Euro pro Stunde), blieben gleich. Blug erläutert, dass das bisherige Parkscheinlösen per Anruf kostenlos gewesen sei: "Aber das SMS-Parken ist per se nicht teurer. Viele Menschen haben bereits SMS-Flatrates" - so koste sie auch das neue Angebot nichts. Er betont, dass die Stadt "überwiegend positive Rückmeldungen" bekommen habe, und beschreibt die Vorzüge des Systems: "Man bekommt beispielsweise eine Bestätigungs-SMS, und es ist registrierungsfrei."

Die Registrierung sei wohl für viele eine Hürde gewesen. Und von noch einem Vorteil spricht Blug: "Durch das neue System spart die Stadt." Bisher habe das Handyparken pro Jahr 65 000 Euro gekostet, ab 1. Januar schlage es nur noch mit 20 000 Euro Sachkosten pro Jahr zu Buche. Für die Umrüstung der Parkautomaten, Schilder und Co. fielen einmalig 8000 Euro an.

Der scheidende Anbieter, "Mobile City", hat seine Kunden angeschrieben. In dem Brief ist unter anderem davon die Rede, dass die Stadt ein "sehr günstiges Angebot" ebenso abgelehnt habe wie den Vorschlag, die SMS-Variante des Mitbewerbers zusammen mit der registrierungspflichtigen Variante von "Mobile City" fortlaufen zu lassen.

Warum die Stadt sich gegen den früheren Anbieter entschieden hat, belegt ein internes Schreiben von Bürgermeister Ralf Latz an die Stadtratsfraktionen, das der SZ vorliegt. Hierzu zählen die Einsparungen, aber auch die Zahlen: "Gemessen an dem Verbreitungsgrad von Mobiltelefonen ist die Entwicklung des Handyparkens mit gerade 4000 Nutzern enttäuschend verlaufen." Auch habe es Probleme mit Technik und Verlässlichkeiten gegeben.

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