"Den Rassismus in den Köpfen bekämpfen"

Völklingen/Saarbrücken. Der Regionalverband will im nächsten Jahr 20 000 Euro für Projekte gegen Rechtsextremismus ausgeben. Ein Teil davon werde nach Völklingen fließen, berichtet Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD). Dort will ein Künstler "Stolpersteine" in den Boden einlassen, um an die Opfer der Nazis zu erinnern

Völklingen/Saarbrücken. Der Regionalverband will im nächsten Jahr 20 000 Euro für Projekte gegen Rechtsextremismus ausgeben. Ein Teil davon werde nach Völklingen fließen, berichtet Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD). Dort will ein Künstler "Stolpersteine" in den Boden einlassen, um an die Opfer der Nazis zu erinnern. Die Landesregierung habe 100 000 Euro für den Kampf gegen Rechts bereitgestellt, sagt Gillo. Er ist entsetzt, dass eine Terrorgruppe jahrelang mordend durch das Land gezogen sei und nun auch mit dem Anschlag auf die Wehrmachtsausstellung 1999 in Saarbrücken in Verbindung gebracht werde. Gillo: "Die Behörden haben die Gefahr des Rechtsextremismus unterschätzt."

Thema in den Schulen

Die Verwaltung habe mehrere Bundesprogramme genutzt, um Rechtsextremismus und Gewalt in den Schulen und Jugendzentren zu thematisieren. Besonders erwähnt Gillo die "Internationalen Wochen gegen Rassismus" mit Konzerten, Seminaren und Berichten von Zeitzeugen.

Die Arbeit der Jugendzentren sei sehr wichtig, betont Gillo. Das habe sich auch im Köllertal gezeigt. Dort gab es 2008 heftige Auseinandersetzungen zwischen rechtsextremen Jugendlichen und der "Püttlinger Bahnhofscrew", die in einem massiven Polizeieinsatz mündete. Das sei vorbei, erklärt Jürgen Diehl, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Köllertal. Mitglieder beider Gruppen seien vor Gericht verurteilt worden, andere hätten sich in den Raum Bous/Schwalbach verzogen. Der hohe "Überwachungsdruck" der Polizei habe sich hier ausgezahlt, sagt Diehl.

Horst Bernard, Landeschef der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschisten Saar, lobt die Anstrengungen der Kommunen und die jüngste Resolution des Saarbrücker Stadtrats. Bernard: "Damit wurde die NPD ins Abseits gestellt."

Stärker mit der NPD befassen

Nach den Enthüllungen über die bundesweite Mordserie der rechten Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" ruft der Grünen-Politiker Kajo Breuer dazu auf, sich stärker mit der NPD in Saarbrücken auseinanderzusetzen. "Es darf nicht sein, dass die Fraktionen dem Stadtverordneten Peter Marx manchmal das Feld überlassen. Dieses defensive Verhalten ist nicht richtig." Stattdessen sollten die Fraktionen "offensiv" Marx Paroli bieten, betont Breuer.

Wichtig ist nach Ansicht des Dezernenten für Migration, Umwelt und Recht auch, den "Rassismus in den Köpfen" zu bekämpfen. Denn die Rassisten hätten ganz bewusst die NPD in den Stadtrat gewählt. Breuer erklärt, dass die Stadt viel dafür tue, dass Saarbrücken eine offene und tolerante Stadt bleibt. Dazu gehören für ihn der Orientalische Markt und der Wintermarkt in Burbach ebenso wie die Feier für die neuen deutschen Staatsbürger im Rathaus.

Außerdem habe die Stadt in Zusammenarbeit mit Polizei und Vereinen nach Rassismus-Vorfällen auf Fußballplätzen in unteren Ligen erfolgreich vermittelt, sagt Breuer.

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