Der Kunst- und Menschen-Freund

Saarbrücken. "Elisabeth, unser Bub will sein Geld mit Bildern verdienen! Den müssen wir ernähren, bis wir sterben!" Die Befürchtung seines Vaters sollte sich nicht bewahrheiten: Aus Gernot W. Neuheisel wurde ein erfolgreicher Galerist, er führte sein Geschäft in der Johannisstraße 30 Jahre lang. Zeigte 240 Ausstellungen

 Neuheisel, hier in seiner Galerie, hat sich nie an Moden orientiert, sondern einfach das gezeigt, was ihm gefiel. Foto: Oliver Dietze

Neuheisel, hier in seiner Galerie, hat sich nie an Moden orientiert, sondern einfach das gezeigt, was ihm gefiel. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. "Elisabeth, unser Bub will sein Geld mit Bildern verdienen! Den müssen wir ernähren, bis wir sterben!" Die Befürchtung seines Vaters sollte sich nicht bewahrheiten: Aus Gernot W. Neuheisel wurde ein erfolgreicher Galerist, er führte sein Geschäft in der Johannisstraße 30 Jahre lang. Zeigte 240 Ausstellungen. Auch wenn die etablierte Kunstwelt bisweilen den Kopf schüttelte über seine eigenwillige Programmgestaltung. Denn Neuheisel orientierte sich nie an Moden, sondern zeigte, was ihm persönlich gefiel. "Soll ich über Kunst diskutieren? Das ist doch müßig", lacht der heute 63-Jährige. Neuheisel präsentierte Stars und Anfänger. Hatte Hans Dahlem, Otto Lackenmacher und Udo Lindenberg im Katalog. Wagte sich an die erste Urban-Art-Ausstellung mit Reso. Und jährlich stellte er seine Räume Kunststudenten zur Verfügung, weil ihm Nachwuchsförderung ein Anliegen war: "Ich finde, eine Galerie hat die Verpflichtung dazu!"Neuheisels breit gefächerte Palette hatte den Vorteil, dass der Galerist mit ganz unterschiedlichen Besuchern ins Gespräch kam: "Ich bin halt ein Typ, der gern erzählt." Vermutlich hatte er nicht zuletzt wegen der vielen Schwätzchen so viel Spaß an seiner Berufung: "Mein Bestreben war immer, Kunst zu vermitteln und den Menschen Freude zu machen. Nur Pornografie und Politisches, das wollte ich nie zeigen." Zur Kunst kam er, als er in Homburg in der Galerie der Mutter eines Schulfreundes mitarbeitete. Dort lernte er 1978 auch den regionalen Autodidakten Willi Hoffmann-Güth kennen, dessen Bilder derzeit als Neuheisels Abschieds-Ausstellung zu sehen sind: Ende des Jahres geht er in den Unruhestand und übergibt die Galerie an Benjamin Knur (art conexxion). "Hätte ich nicht einen Nachfolger gefunden, der mit ebenso viel Herzblut zugange ist wie ich, wäre es mir nicht so leicht gefallen, loszulassen", meint Neuheisel. So ganz weg vom Fenster ist "der Alte" aber nicht: "Am Ruder steh ich nicht mehr, aber auf der Kommandobrücke bin ich noch zu finden." Die Rahmungen in der hauseigenen Werkstatt zum Beispiel will er unbedingt weiterhin selber machen. "Ich hab ja eine Ausbildung als Schweizerdegen", schmunzelt Neuheisel. Was bedeutet, dass er Schriftsetzer, Buchdrucker und -Binder in Personalunion gelernt hat.

Auch Grafik und Kunstgeschichte hat er mal studiert, aber nur ein paar Semester: "Ich bin ja ein Kind des geringsten Widerstands und ein recht spontanes Männlein." Zurzeit, erzählt er, kriege er jede Menge Dankschreiben von Leuten, die sich von ihm gut beraten fühlen - auch Hausbesuche gehörten zum Service.

Jetzt möchte Neuheisel endlich ein Paar lang ersehnte Fernziele ansteuern. Falls ihm sein soziales Engagement die Zeit dazu lässt: Neuheisel ist aktiv in Altenpflege und Schülerförderung, kümmert sich um Drogensubstituierte, hockt im Verwaltungsrat der Basilika, erfüllt Lektorendienste, unterstützt Kinder in Erdbebengebieten und arbeitet mit den Heilig-Geist-Schwestern in der Indienhilfe zusammen. Ob er unter diesen Umständen überhaupt dazu kommt, sich "an der Natur zu erfreuen und die Seele baumeln zu lassen"? Neuheisel bleibt locker: "Ich lass es auf mich zukommen."

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