Der Körper als raumfüllende Architektur

Saarbrücken. Kein Jahrzehnt ohne Matisse mag sich Galerist Gernot Neuheisel gedacht haben. In den achtziger Jahren, den Neunzigern und in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts zeigt seine Galerie Grafik des 1954 im Alter von 85 Jahren verstorbenen Franzosen, dessen Bedeutung für die Kunstgeschichte so unbestritten ist wie das knallige Kobaltblau typisch für seine Palette

 Grafik von Henri Matisse . . .

Grafik von Henri Matisse . . .

Saarbrücken. Kein Jahrzehnt ohne Matisse mag sich Galerist Gernot Neuheisel gedacht haben. In den achtziger Jahren, den Neunzigern und in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts zeigt seine Galerie Grafik des 1954 im Alter von 85 Jahren verstorbenen Franzosen, dessen Bedeutung für die Kunstgeschichte so unbestritten ist wie das knallige Kobaltblau typisch für seine Palette. Ein Großteil der 70 Arbeiten stammt aus dem Nachlass des Matisse-Sohns Pierre. Auch das Matisse-Museum Nizza gab einige Blätter dazu: "Dieses Vertrauen hab' ich mir verdient", sagt Gernot Neuheisel nicht ohne Stolz, denn die Ausstellung zeigt neben einem Original von 1931 vor allem in kleinerer Auflage entstandene Lithographien, Radierungen und Linolschnitte aus den Jahren 1923 bis 1952. Dabei gelingt es der Präsentation, den Blick auf das für Matisse Charakteristische zu lenken, ohne dabei das Populäre zu feiern. Porträt- und Aktstudien stehen im Vordergrund. Daran lässt sich nachvollziehen, woran Matisse in seinem Schaffen lag: den Körper als Formenarchitektur zu sehen und ihn aus seinen Teilen raumgreifend zusammenzusetzen. Gerade die mit wenigen Strichen gesetzten Radierungen und Lithographien öffnen dafür den Blick. Angewinkelte Arme, geknickte Beine umfassen Raum. Die Art, wie er Köpfe zeichnete, ihnen Hüte aufsetzte oder Frisuren auftürmte, setzt dieses Raumgreifen fort. Dazu kommen die Ornamente, geliefert von einer Tapisserie oder Tapete hinterm Diwan mit nackter Dame. So verhält es sich in einer Lithographie von 1923: Alles vorhanden, was sein Werk bestimmte. Man muss nur hinsehen. sg

 . . . bei Neuheisel. Fotos: Galerie

. . . bei Neuheisel. Fotos: Galerie

Auf einen BlickEröffnet wird die Ausstellung "Henri Matisse - Auserlesene Graphische Werke" heute, Freitag, 20. August, 19 Uhr. Die Laudatio hält Kunsthistorikerin Brigitte Quack. Zu sehen sind die Arbeiten in der Galerie Neuheisel, Johannisstraße 3a, bis 25. September. Geöffnet ist Montag bis Freitag, 9 bis 13 Uhr, und 14.30 bis 18.30 Uhr, Samstag von 9 bis 14 Uhr. sg

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