Grüne kicken zweiten Fraktionschef raus

Saarbrücken · Manfred Jost aus Völklingen gegen den Saarbrücker Stephan Körner: Das Duell der Fraktionskollegen der Grünen um den Listenplatz zwei hat Jost klar gewonnen. Für einen hinteren Listenplatz wollte Körner nicht mehr kandidieren.

Nachdem Guido Vogel-Latz, Stadtratsfraktions chef der Grünen, nach einem Streit im Ortsverband Saarbrücken-Mitte nicht mehr bei der Kommunalwahl im Mai kandidiert, hat Stephan Körner, 50, Fraktionschef in der Regionalversammlung, den Kampf um einen aussichtsreichen Listenplatz verloren.

Bei der Kandidatenaufstellung im Burbacher Bürgerhaus unterlag er am Mittwochabend in einer Kampfabstimmung gegen seinen Fraktionskollegen Manfred Jost aus Völklingen. 69 Grüne stimmten für Jost, 32 für Körner. Er ist Vorsitzender des Grünen-Ortsverbands Halberg und kritisierte während seiner Rede, der Ortsverband sei bei der Listenaufstellung für den Stadtrat nicht ausreichend berücksichtigt worden. "Die Aufstellung war unglücklich. Vogel-Latz hat zurückgezogen. Auch der finanzpolitische Sprecher Hajo Bruns hat keinen sicheren Platz bekommen. Hier ist sich an Versprechen nicht gehalten worden", bemängelte Körner. Bruns, ebenfalls Mitglied des Grünen-Ortsverbands Halberg, werde nicht mehr kandidieren. "Das ist ein massiver Aderlass für die Stadtratsfraktion. Das werden wir vor der Wahl erklären müssen", sagte Stephan Körner.

Er kandidierte nach SZ-Informationen in der vergangenen Woche gegen Karin Burkart, die sich den Stadtratsfraktionsvorsitz mit Guido Vogel-Latz teilt, und unterlag gegen die Politikerin aus Dudweiler. "Es ist legitim, über eine Kandidatur nachzudenken. Es ist legitim, den Anspruch zu erheben, auf den Listen repräsentiert zu sein", verteidigte sich Körner und appellierte an die Grünen: "Es ist ein Problem, wenn beide Fraktionschefs signalisiert bekommen, dass sie nicht mehr erwünscht sind."

Nach der Niederlage gegen Jost wollte Körner nicht mehr für Platz 4 kandidieren, um nicht erneut durchzufallen. Der SZ sagte er, seine Abwahl habe Landeschef Hubert Ulrich gesteuert, der ins Bürgerhaus gekommen war. Bei der Listenaufstellung für den Stadtrat habe Ulrich sogar noch stärker Einfluss genommen als bei den Kandidaten für die Regionalversammlung, meinte Körner: "In den letzten Monaten haben sich neue Mehrheiten gebildet, die Ulrich nahestehen. Ich bin trotzdem angetreten, um nicht kampflos zu gehen." Körner war während der Jamaika-Koalition, die Ulrich vorantrieb, Staatssekretär im Bildungsministerium, und nach dem Ende des Regierungsbündnisses mit CDU und FDP auf Landesebene zu einem Kritiker Ulrichs geworden. Er werde Jost und die stellvertretende Fraktionschefin in der Regionalversammlung, Gertrud Schmidt, die auf Platz eins der Regionalverbandsliste kandidiert, im Wahlkampf unterstützen. Sie holte sich den Spitzenplatz mit deutlicher Mehrheit. Für Manfred Jost war es nichts Besonderes, dass zwei Fraktionskollegen gegeneinander kandidierten: "Das ist Demokratie."

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