Förderschulen sollen nicht leiden

Saarbrücken · Die Ausstattung der Räume und Fachpersonal für behinderte Kinder, das ist in Förderschulen gegeben. Auf Regelgrundschulen kommt mit der Inklusion eine Umstellung zu. Förderschulen wollen dabei helfen.

 Regelgrundschulen müssen sich auf behinderte Kinder einstellen. Foto: David Ausserhofer

Regelgrundschulen müssen sich auf behinderte Kinder einstellen. Foto: David Ausserhofer

Foto: David Ausserhofer

Wenn ab nächstem Schuljahr die Inklusion behinderter Schüler an Regelgrundschulen offiziell startet, darf sich die Situation an saarländischen Förderschulen nicht verschlechtern. Das ist eine zentrale Forderung der neu gegründeten "Arbeitsgemeinschaft der Schulleiterinnen und Schulleiter der Förderschulen des Saarlandes". "Es muss ein gleichberechtigtes Miteinander von inklusiven Regelschulen und Förderschulen geben, um allen Schülern gerecht werden zu können", sagt der Sprecher der AG, Stefan Friderich. Er ist Rektor der Schule am Webersberg in Homburg, einer Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung. "Die Inklusion darf nicht auf Kosten der Kinder mit Behinderung gehen", betont er. Die Personalisierung der Förderschulen dürfe sich durch die Inklusion nicht verschlechtern. Er weist die Forderungen nach einem Aus für alle Förderschulen zurück. "Unsere Kontakte zu Kollegen in anderen Bundesländern zeigen, dass diese Entwicklung nicht mehr überall positiv gesehen wird", sagt der Lehrer.

Die Förderschulen im Saarland verfügten über die räumliche Ausstattung sowie das Fachpersonal, das Schüler mit Behinderungen für Therapien und medizinische Pflege benötigten. Insbesondere Kinder mit Mehrfachbehinderungen seien in Förderschulen gut betreut. Der Inklusion stehe man nicht ablehnend gegenüber: "Es gibt Kinder, die in der inklusiven Beschulung sehr gut zurechtkommen und wo es ausreicht, wenn Förderschullehrer ihre Kollegen an den Regelschulen beraten und die Kinder stundenweise unterrichten", sagt der Pädagoge. Die Regelschulen müssten sich auf behinderte Kinder einstellen. "Im Rahmen unserer Möglichkeiten bieten wir dafür unser Wissen und unsere Unterstützung an", verspricht Friderich.

"Sehr skeptisch" ist er, wenn es um die Frage geht, ob auch Gymnasien Schüler mit geistiger Behinderung aufnehmen sollten, bei denen von Anfang an klar sei, dass sie das Abitur nicht schaffen werden. "Das Gymnasium verfolgt das Ziel, dass die allgemeine Hochschulreife angestrebt wird. Die Kinder mit geistiger Behinderung laufen nebenher mit", sagt Friderich, "aber ob es auch zur sozialen Integration kommt, wenn die Schüler in der Pubertät sind, ist die große Frage". Er fürchtet, dass geistig behinderte Schüler ausgeschlossen werden und in der Lebenspraxis keine Förderung bekommen.

Die neue Arbeitsgemeinschaft, zu der die Schulleiter aller saarländischen Förderschulen eingeladen sind, will sich auch für eine bessere Anerkennung der Förderschulabschlüsse einsetzen und darauf hinwirken, dass ihre Schüler auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Beschäftigung finden. "Wir setzen uns dafür ein, dass sie bereits als Schüler Praktika in Bereichen auf dem ersten Arbeitsmarkt absolvieren können." Die nachschulische Betreuung der Schüler mit Behinderungen sei im Saarland durch verschiedene Werkstätten gut geregelt.

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