Eine Gratwanderung des Königs der Diebe

Saarbrücken · Die Theatergruppe Los Mutantes führte am Donnerstagabend im Schlosskeller die Produktion „El Rey del Barrio“ auf.

 Die Räuberbande um Tin Tan findet einen Tresor. Foto: Nicole Burkhardt

Die Räuberbande um Tin Tan findet einen Tresor. Foto: Nicole Burkhardt

Foto: Nicole Burkhardt

Hat sich die Theatergruppe Los Mutantes mit der neuen Produktion "El Rey del Barrio" übernommen oder selbst übertroffen? Der Grat kann manchmal schmal sein wie am Donnerstagabend im Schlosskeller. Los Mutantes, die spanisch-sprachige Theatergruppe, führt im Schlosskeller ihre neue Produktion "El Rey del Barrio" (Der König der Diebe) auf.

Der Regisseur Angel Alfaro hat dafür aus dem gleichnamigen Film von Gilberto Martinez Solares ein Drehbuch für seine Mutanten gemacht. Die Räuberbande um Tin Tan aus vier vollkommen unterschiedlichen Charakteren trifft sich zum Missfallen ihres "Cheffe" regelmäßig zum Glücksspiel, statt zu arbeiten. Sie versucht, ihre Beute versteckt zu halten, damit sie nicht mit ihrem Chef teilen muss. Tin Tan durchschaut jedoch seine nicht allzu intelligente Bande. Einerseits sind die Räuber auf seine Ideen und Instruktionen angewiesen, andererseits sind sie genervt von seiner launischen und fordernden Art.

Diego Nunez lässt als Tin Tan den Chef auf eine grandiose Art und Weise heraushängen. Schon durch Mimik und Gestik bringt er in sein Schauspiel eine slapstickartige Komik, die aber keinesfalls albern wirkt. Mit großem Selbstbewusstsein und ausdrucksreicher Spielweise zeigt er die höchste Präsenz an diesem Abend. Andererseits gibt es Szenen mit Camelita, in die er sich unsterblich verliebt. Hier zeigt er seine ungespielte, verletzliche Seite.

Die gesamte Geschichte spielt an zahlreichen Orten: in der Kneipe, wo sich die Räuberbande immer trifft, bei einem offizieller Empfang im Haus einer reichen Dame, die sich malen lassen möchte, oder bei Tequila-Produzenten.

Die Planung des Bühnenbilds unterstützt diese unzähligen Ortswechsel. Vier Quader auf Rollen bieten mit ihren vier Seitenansichten jeweils unterschiedliche Kulissenbilder, die je nach Szene gedreht werden. Das ist eine geschickte Lösung, überfordert aber die Schauspieler teilweise beim Umbau, und darunter leidet der Spannungsbogen des Gesamtwerkes. Das Publikum stört sich daran nicht, es ist ausschließlich positiv gegenüber der Theatergruppe eingestellt.

Die 16 Schauspieler haben es mal wieder geschafft, dass der Schlosskeller mehr als ausverkauft ist. In der zweiten Hälfte ist besonders Ceci Loren ein Highlight, deren Königin-der-Nacht-Gesumme schon ihren Auftritt ankündigt, als auf der Bühne noch der Umbau im Gange ist. Sie spielt eine energische, reiche und überdrehte Dame und kommt im Flamencokleid auf die Bühne.

Angel Alfaro ist es gelungen, allen 16 Schauspielern eine passende Rolle zu geben und einen lustigen und unterhaltsamen Abend zu gestalten. Die Abwechslung aus "Schauspielen spielen" und den "echten Charakter spielen" hat die Bande überzeugend umgesetzt. Der Grat wurde überschritten, niemand ist heruntergefallen, aber es war keine einfache Partie.

Weitere Aufführungen: 10. bis 12. Mai um 19 Uhr im Theatersaal der Uni des Saarlandes und beim Graffiti-Festival in Trier am 3. Juni.www.losmutantes.de

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