Einbrecher hinterlassen Angst: Wie die Polizei in Saarbrücken den Opfern von Verbrechern hilft

Saarbrücken · Sie wurden zusammengeschlagen, beraubt, bestohlen. Danach ist nichts mehr, wie es war. Verbrechensopfer brauchen Hilfe. Und sie haben ein gesetzlich garantiertes Recht darauf. Egal, wo ihnen Unrecht widerfuhr.

 Standard-Einbrechertrick: Der Täter durchsticht die Scheibe, steckt einen Draht durch das Loch über den Fenstergriff, dreht den Griff, öffnet das Fenster und steigt ein. Danach ist die Polizei gefragt. Sei es für die Fahndung. Oder für den Schutz der Opfer vor weiteren Einbrüchen. SZ-Archiv-Symbolfoto: dpa

Standard-Einbrechertrick: Der Täter durchsticht die Scheibe, steckt einen Draht durch das Loch über den Fenstergriff, dreht den Griff, öffnet das Fenster und steigt ein. Danach ist die Polizei gefragt. Sei es für die Fahndung. Oder für den Schutz der Opfer vor weiteren Einbrüchen. SZ-Archiv-Symbolfoto: dpa

Die Wohnung ist durchwühlt. Wertsachen sind weg. Verschwunden wie das Gefühl der Geborgenheit, wenn ein Einbrecher im Haus war. Zurück bleiben Angst, Wut und der Wunsch, dass es nie wieder passiert. Dann muss Hilfe her. "Gerade nach Einbrüchen suchen die Betroffenen Rat und bekommen ihn von der Polizei ", sagt Thomas Kolz.

Er ist als stellvertretender Leiter der Inspektion Burbach dort für den Opferschutz verantwortlich. Solche Opferschutzbeauftragten haben alle Saarbrücker Inspektionen. Sie sind also auch in St. Johann, Alt-Saarbrücken und Brebach zu finden.

Diese Kenner der Materie müssen sich fortbilden und dafür sorgen, dass Betroffene die Hilfe bekommen, die ihnen gesetzlich zusteht. Ab dem ersten Kontakt mit der Polizei . Dort gibt es zunächst das "Merkblatt für Opfer von Gewalttaten" in mehreren Sprachen. Wer danach seine Aussage nicht auf Deutsch machen kann, bekommt einen Dolmetscher. Die entsprechende Liste können alle Inspektionen in der Landeshauptstadt abrufen.

Die Hilfe geht weiter. Sie dauert oft lange. Ein Beispiel: Die Eltern und ein Sohn waren gerade erst wieder bei der Inspektion St. Johann. In der Karcherstraße sprachen sie mit Kontaktpolizistin Katja Remus über ihre Angst, ihre Sorgen, darüber, was nun werden soll. Denn der zweite Sohn liegt seit der Neujahrsnacht schwer verletzt im Krankenhaus. Ein 29-Jähriger hätte ihn damals beinahe totgefahren.

Der Fahrer startete, wendete nach ein paar hundert Metern und raste auf einen Disko-Eingang zu. Drei Männer, die dort standen, lagen danach am Boden. Der Bruder des am schwersten Verletzten sah alles. Seither verfolgen ihn die Bilder der Schreckensnacht.

Kontaktpolizistin Remus und ihre Kollegen helfen mitunter noch nach Monaten den Opfern von Unfällen oder Straftätern. Die erfahren, worauf sie Anspruch haben und wer ihnen noch zur Seite steht - vom Anwalt für die Nebenklage im Strafverfahren bis zu Organisationen wie dem Weißen Ring oder der Verkehrsopferhilfe, dem Frauennotruf Saarland und der Selbsthilfe-Zentrale Kiss. 134 solcher eingehenden Opferberatungen leisteten die St. Johanner Kontaktpolizisten im vergangenen Jahr in einem Raum der Inspektion ohne einschüchternde Dienstzimmer-Atmosphäre.

Sie hörten zu und gaben viele ersehnte Antworten. Fragen haben nicht zuletzt Hinterbliebene von Unfallopfern. Also gehen sie zur Polizei . "Sie wollen von uns wissen, was ihren Angehörigen passiert ist", sagt Inspektionschef Udo Schneider. Zur guten, dem Fall angemessenen Hilfe für Opfer von Kriminalität und Unfällen ist die Polizei gesetzlich verpflichtet. Sie ist also mindestens genauso wichtig wie die Fahndung.

Schneider sagt, das bedeute unter anderem, wer einem Sexualstraftäter ausgeliefert war, müsse seine Leidensgeschichte nicht x-mal erzählen. "Die Vernehmung beginnt erst, wenn dafür ein Fachmann da ist."

Auch Helmut Schliwinsky, Chef der Polizeiinspektion Brebach, hält es für wichtig, nach Straftaten den Leidtragenden und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. "Wir haben es ja meist zuerst mit den Betroffenen zu tun. Das Opfer steht im Mittelpunkt."

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