Comics über die Zukunft Europas

Saarbrücken · Mit gezeichneten Visionen beteiligten sich 60 Comic-Künstler aus 23 Ländern am Wettbewerb „Fast Forward Europe - Aussichten und Ansichten zur Zukunft Europas“. Die besten Bilder hängen jetzt im Hauberrisser Saal.

Die Anwesenden schienen weitgehend einer Meinung bei der Eröffnung der Comic-Ausstellung zur Zukunft Europas im Saarbrücker Rathaus. Denn nur zwei der rund siebzig Gäste meldeten sich bei der Diskussion zu Wort, die Moderator Erik Schrader in seinem Eingangsstatement angekündigt hatte. Schrader ist stellvertretender Vorsitzender der Stiftung "Villa Lessing", die die Vernissage am Donnerstag gemeinsam mit der "Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit" (FNS) veranstaltete.

Im Hauberrisser Saal des Rathauses sind bis Ende des Jahres die Werke der sieben Finalisten des Wettbewerbs "Fast Forward Europe - Aussichten und Ansichten zur Zukunft Europas" zu sehen. An dem zum zweiten Mal stattfindenden Wettbewerb haben sich 60 Zeichner aus 23 Ländern beteiligt. Viele der Comics üben Kritik an der Europäischen Union. Es geht um Fremdenfeindlichkeit, den Einfluss der Wirtschaft, die ungelöste Flüchtlingskrise und mehr. "Es ist auffallend, dass die Künstler diesmal deutlich stärker auf Probleme fokussiert sind als beim ersten Mal", fasste Hans Stein, Leiter des Brüsseler Büros der FNS, zusammen. Er fügte hinzu: "Ich sehe aber auch den Impuls, dass man die zusammen angehen kann."

Tatsächlich finden sich in den Comics Visionen wie die der Vereinigten Staaten von Europa. Die meisten aber prophezeien den Zerfall der EU in Nationalstaaten oder in Nord- und Südeuropa. Im Comic des dänischen Finalisten Bue Bredsdorff, der Europa im Jahr 2065 zeigt, ist von der Union mit Freizügigkeit und Euro nichts geblieben. In Anspielung an die Weltkriege schließt der Comic mit einer Frage an den europäischen Kontinent: "Aber du hast schon Schlimmeres gesehen - nicht wahr?"

Die Referenten Hans Stein und Rolf Steltemeier, Europabeauftragter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe und Dozent am Karlsruher Institut für europäische Ideengeschichte, warnten hingegen besonders nach dem Brexit vor einem Zerfall der Europäischen Union. "Wir sollten das nicht aufs Spiel setzen, was die EU uns an Frieden und Grenzenlosigkeit gebracht hat", so Stein. Steltemeier sagte, sie müsse sich ändern, wenn sie überleben wolle: "Es muss deutlich werden, dass die EU keine Eliteveranstaltung ist. Sie muss sich demokratischer und transparenter organisieren." Stein mahnte vor allem mehr Ehrlichkeit im Umgang mit Europa an: "Es kann nicht sein, dass Politiker uns hier in Deutschland das Gegenteil von dem erzählen, was sie in Brüssel sagen." Stattdessen, so Stein, solle sich die EU auf Kernaufgaben konzentrieren. "Was in Saarbrücken geregelt werden kann, soll in Saarbrücken geregelt werden", fügte Steltemeier hinzu. Viele Gäste nickten.

Bei der anschließenden Diskussion gab es nur zwei Wortmeldungen zur Amtssprache der EU, dafür aber einen grundsätzlichen Einwand: "Sie haben jetzt verschiedene Probleme aufgezählt und Lösungen vorgeschlagen. Aber wenn ich mir die aktuelle Lage anschaue, frage ich mich, wer das alles wieder hinkriegen soll." Steltemeier antwortete, es müssten Debatten angestoßen werden: "Wichtig ist, dass wir miteinander ins Gespräch kommen." Die Anwesenden zumindest nutzten die Gelegenheit dazu beim Rundgang zwischen den Comic-Wänden.

Die Ausstellung ist Mo-Fr von 12-18 Uhr geöffnet.

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