1000 Kilometer Untergrund

Saarbrücken · Wenn Straßen kaputt sind, merken das die Bürger recht schnell. Wenn die Kanäle unter den Straßen marode sind, ist das nicht weniger gefährlich. Deshalb schaut der städtische Entsorgungsbetrieb fast täglich nach.

 28 Mitarbeiter des Entsorgungsbetriebs gehen regelmäßig unter die Erde. Fotos: ZKE

28 Mitarbeiter des Entsorgungsbetriebs gehen regelmäßig unter die Erde. Fotos: ZKE

Die Mengen, die Judith Pirrot nennt, sind gigantisch. So gigantisch, dass man sie sich nicht mal vorstellen kann. In Saarbrücken wird Regenwasser einer Fläche von 18,3 Millionen Quadratmeter über das städtische Kanalnetz abgeleitet. Dazu kommen 9.5 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser, das der städtische Entsorgungsbetrieb ZKE, dessen Sprecherin Pirrot ist, zur Reinigung in die Kläranlagen des Entsorgungsverbands Saar (EVS) leitet. Dazu unterhält der ZKE 1000 Kilometer Kanalnetz, 27 000 Schächte und andere Bauwerke, die man für eine Entwässerung braucht, und 27 400 Straßeneinläufe ins Kanalnetz.

"An Stellen, an denen die Kanalisation nicht genügend Gefälle hat, muss gepumpt werden", erklärt Pirrot. Der ZKE unterhält deshalb in Saarbrücken 51 Pumpwerke. Das alles muss überwacht werden. Das ist der Job von 28 Männern, die täglich von der ZKE-Zentrale im Burbacher Weyerbachtal aus starten und, wie Pirrot es formuliert, "im Auftrag der Landeshauptstadt Saarbrücken dafür sorgen, dass die öffentliche Kanalisation funktionsfähig bleibt".

Glaubt man Berichten aus anderen deutschen Städten, dann schlummert unter unseren Straßen eine Zeitbombe: marode Kanäle, die irgendwann saniert werden müssen. Das, so warnen Experten, werde viele Kommunen vor eine unlösbare Aufgabe stellen, weil die Kassen leer, die Probleme im Kanalnetz aber irgendwann nicht mehr zu ignorieren sind.

Die Saarbrücker können da recht entspannt sei, sagt Judith Pirrot. Der ZKE habe die Probleme nämlich nicht vor sich hergeschoben. Er investiere "kontinuierlich seit Jahrzehnten in das Abwassersystem in Saarbrücken , damit die Kanäle eine sichere Ableitung der Abwässer auf lange Sicht effektiv gewährleisten können". Alleine in diesem Jahr gibt der ZKE 26,6 Millionen Euro fürs Abwassersystem aus.

Um Schäden rechtzeitig zu erkennen, filmen die 28 Mitarbeiter des ZKE-Bauhofs (insgesamt kümmern sich beim ZKE 73 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sechs Abteilungen um die Kanalisation ). Wo Bedarf ist, werde gereinigt und saniert. Das gilt auch für die Sinkkästen und die Pumpen. "Auch um klappernde Kanaldeckel oder Klagen über Geruchsbelästigungen aus dem Kanal kümmern sich die Bauhofmitarbeiter" sagt Pirrot.

"Da sich Probleme im Kanalbereich oft im Verbogenen entwickeln und unter Umständen dann umso heftiger in Erscheinung treten, ist bei solchen Störungen häufig eine unverzügliche Behebung und Schadenseingrenzung notwendig", weiß die ZKE-Frau.

 Mit diesen „Schlitten“ wird in den Kanälen gefilmt…

Mit diesen „Schlitten“ wird in den Kanälen gefilmt…

 …und auf Computern überwacht.

…und auf Computern überwacht.

Bei seiner Arbeit ist das ZKE-Team auch auf die Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Putzwasser oder auch Öl, Farbreste und Chemikalien dürfen "auf keinen Fall" über Straßen- und Hofeinläufe entsorgt werden, mahnt Pirrot. Über den Gully gelangen solche Fremdstoffe ohne vorherige Reinigung in natürliche Gewässer "und stören dort das ökologische Gleichgewicht", erklärt sie. Aber auch Lebensmittelreste sollten nicht über die Kanäle entsorgt werden, "da diese die Rattenpopulation, Fettablagerungen und dadurch Störungen im System fördern".

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