Ballnacht mit wenig Polit-Prominenz

Saarbrücken · Der Uniball, der im letzten Jahrzehnt seine Besucherzahl nach und nach halbierte, scheint die Kurve bekommen zu haben. Am Samstag kamen trotz Konkurrenz mehr Gäste als 2015. Nur Spitzenpolitiker waren kaum vertreten.

Bis in den frühen Morgen wurde beim Uniball getanzt. Foto: Becker&Bredel

Bis in den frühen Morgen wurde beim Uniball getanzt. Foto: Becker&Bredel

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Immerhin bereits im siebten Semester Rechtswissenschaft, hat es Michelle Weber aus Ensdorf am vergangenen Samstag zum ersten Mal auf den Uniball in der Saarbrücker Congresshalle geschafft - "weil der Papa seinen Smoking testen will". Der Universität und den mitveranstaltenden anderen Hochschulen des Saarlandes konnte auch dieses ungewöhnliche Motiv für den Besuch nur recht sein. Die Tanzveranstaltung gerät in Zeiten von Mittelkürzungen für die Lehre unter Rechtfertigungsdruck, da kommt jeder Gast recht.

Universitätspräsident Professor Volker Linneweber durfte froh sein: Mit über tausend Menschen war der Ball dieses Mal, trotz Konkurrenz durch Ophüls-Filmfestival und Premiere im Staatstheater, besser besucht als sein Vorgänger; der Abwärtstrend der letzten Jahre scheint gestoppt, es kamen viele Gäste zum ersten Mal, und man sah mehr Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft und Medien als früher.

Verwunderung löste aus, dass die saarländische Landesregierung nicht vertreten war, weder mit der im Programmheft angekündigten, allerdings entschuldigten stellvertretenden Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ), noch mit einer standesgemäßen Vertretung. Desinteresse? Panne? Immerhin repräsentierten Landtagspräsident Klaus Meiser und Ex-Wirtschaftsminister Joachim Rippel (beide CDU ) die Politik. Präsident Linneweber, der im Jahr zuvor noch gekränkt gewirkt hatte, weil Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) einen Ordensempfang auf der Aachener Fastnacht vorzog, steckte deren erneutes Fehlen ohne Kommentar weg, dankte den elf namhaften Sponsoren, lobte seine Uni ("gut aufgestellt und erfolgserfahren") und rief 2016 zum "Jahr des Mutes" aus. 2015 sei ja wegen der Finanznöte der Uni und der Raumnöte der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) das "Jahr der Sorgen" gewesen.

Die Besucher des 54. Winterballs der Hochschulen des Saarlandes, so der offizielle Name, genossen eine gut organisierte, stimmungsvolle Veranstaltung in geschmackvoll dekorierten Räumen. Der Spardruck, auch durch Miete und Gebühren verschärft, war ihr nicht anzumerken. Das Tanzorchester Pik 10 aus Bayreuth, das 2015 im kleinen Saal debütiert hatte, stieg nun in den Hauptsaal auf. Wie Bandleader Peter Übelmesser verriet, wurde die Big Band sogar für "Let's Dance" im RTL-Fernsehen gebucht. Auch die City Live Band aus Wiesbaden und DJ Matte im Foyer West hatten ein feines Gespür für die Wünsche eines tanzfreudigen Publikums, das teilweise bis in den frühen Morgen ausharrte.

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