Ausstellung: Alexander Karle und sein Blick hinter die Dinge

Saarbrücken · Eine sorgfältig geplante Ausstellung zeigt Alexander Karle als außergewöhnlichen Künstler.

 Einen eigenen Blick auf die längst abgebaute Gulliverwelt im Deutsch-Französischen Garten zeigt Alexander Karle. Die Ausstellung im Garelly Haus, Wilhelm-Heinrich-Straße 5, ist bis 18. März geöffnet und zwar Freitag und Samstag von 14 bis 22 Uhr, und Sonntag von 10 bis 13 Uhr. Foto: Karle

Einen eigenen Blick auf die längst abgebaute Gulliverwelt im Deutsch-Französischen Garten zeigt Alexander Karle. Die Ausstellung im Garelly Haus, Wilhelm-Heinrich-Straße 5, ist bis 18. März geöffnet und zwar Freitag und Samstag von 14 bis 22 Uhr, und Sonntag von 10 bis 13 Uhr. Foto: Karle

Foto: Karle

Keine künstlerische Arbeit ist in letzter Zeit in Saarbrücken so heftig diskutiert worden, wie das Video "pressure to perform" von Alexander Karle. Darin ist auch die Sequenz enthalten, in der der Künstler Liegestützen auf dem Altar der Basilika St. Johann macht. Sie darf natürlich in Karles aktueller Ausstellung im Garelly Haus nicht fehlen. "Ich hätte nie gedacht, dass diese Aktion so viel Aufmerksamkeit bekommt", sagt der Künstler. "Ich wollte niemanden auf die Füße treten. Es ging mir darum, die Spannung in der Gesellschaft, die ich empfinde, zum Ausdruck zu bringen." Tatsächlich sind in dem Video noch andere Sequenzen enthalten, auch kritisch, aber nicht religionskritisch. So sieht man den Turm der Johanneskirche, gleichzeitig aber auch - größer und höher - bekannte Werbelogos. Hier stellt nicht der Künstler Konsum über Religion, sondern für ihn ist das ein Bild unserer Gesellschaft.

Alexander Karle ist ein außergewöhnlicher Künstler, egal ob er malt, fotografiert oder filmt. Er hinterfragt in seinen Werken die Gesellschaft, die Zusammenhänge. Das zeigt sich in den ausgestellten Variationen der gesichtslosen Figur im Ringelpulli, die fast schon sein Markenzeichen ist, aber auch in der Fotoserie der verlassenen Gulliver Welt. Kurz bevor sie abgebaut wurde, hat Karle den Abbruch und den Verfall der Miniaturbauwerke fotografiert. Aber seine Fotos sind nicht dokumentarisch, sie erzählen. Sie zeigen die abgebrochenen Skulpturen des Peterdoms im Schnee, gleichzeitig klein und monumental. Wer sich diese Ausstellung anschaut, taucht auch in die Welt von Alexander Karle ein. Denn zu der genau geplanten und aufgebauten Ausstellung, gehört auch ein Blick in sein Atelier. Und hier zeigt sich Karle fast schon konventionell und gemütlich, mit Schreibtisch und frischem Orangensaft.

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