Das feine Schwert der Ironie und Opulentes von Lindenberg

Saarbrücken · Es kommt nicht allzu häufig vor, dass Lesungen ausverkauft sind. Da muss schon einer wie Thees Uhlmann kommen, den seine Fans zunächst mal als Musiker feiern. SZ-Mitarbeiter Kai Florian Becker hat mit Uhlmann vor seiner Lesung in der Saarbrücker Camera zwo darüber gesprochen, warum er jetzt auch noch Bücher schreibt, und was für Autoren und Musiker ihn aktuell begeistern.

 Thees Uhlmann. foto: Ingo Pertramer

Thees Uhlmann. foto: Ingo Pertramer

Erst waren Sie Tomte-Mitglied, dann Solokünstler. Nun sind Sie der Buchautor Thees Uhlmann . Suchen Sie nach immer neuen Herausforderungen?

Thees Uhlmann : Das ist so eine Junge Union-Frage - ohne denen zu nahe treten zu wollen. Mit einer Herausforderung hat das nichts zu tun. Das hätte einen negativen Beigeschmack und klänge so, als hätte mich die Musik gelangweilt. Ich bin zu neuen Sachen immer durch Freunde und eine leichte Ahnung gekommen. Mit dem Buch war es so, dass Tobias (Kuhn, Gitarre) aus der Thees-Band sagte: "Mann, jetzt schreib doch endlich mal dein Buch. Du willst es seit zwölf Jahren schreiben. Jetzt mach es halt." Da war ich in einer Bringschuld.

Wie entstand die Handlung zu "Sophie, der Tod und ich"?

Thees Uhlmann : Ich überlegte, über was ich schreiben könnte und hatte ein paar Parameter: nix über Fußball, keine Popliteratur, nix über Musik oder über etwas, das offensichtlich mit mir zu tun hat. Da kam mir die Idee mit dem Tod, einem klassischen literarischen Stoff. Ich wusste, hier könnte ich auch meine eigene Sicht auf die Dinge einbringen. Der Tod macht in der Welt der Lebenden Dinge zum allerersten Mal. Da konnte ich auf Erfahrungen mit meiner Tochter zurückgreifen, die in den letzten acht Jahren auch immer wieder Dinge erstmals erfuhr. Ich kam schnell auf weitere Ideen: das erste Mal, wenn man großen Schmerz spürt oder den ersten Liebeskummer. Ihr Buch ist ironisch und humorvoll. Können Sie sich ein Leben ohne Ironie und Humor vorstellen? Ist beides nicht oft das einfachste Mittel, um etwas zu überstehen oder auszusitzen?

Thees Uhlmann : Ich weiß, was Sie meinen. (Pause) Seit ich auf der Welt bin, ist die jetzige sicherlich mit die radikalste Zeit - auf allen Gebieten. Mir kommt die Gesellschaft wahnsinnig gespalten vor. Die Probleme im nächsten gesellschaftlichen Umfeld sind ebenfalls enorm. Da kommen schon mal die besten Witze von Leuten, die erkrankt sind. Humor und Ironie sind Mittel, um mit der eigenen Situation zurechtzukommen. Wovon ich aber gar kein Fan bin, ist allem mit Sarkasmus oder einer Form der Abgefucktheit zu begegnen. Beim Schreiben und im Alltag benutze ich lieber das feine Schwert der Ironie.

Wenn Sie ein Buch und ein Album verschenken müssten, weil Sie beide für jeweils essentiell erachten, was wäre Ihre Wahl?

Thees Uhlmann : (Pause) Ich hatte Angst, ein Buch zu schreiben, und daher im Internet recherchiert, wie andere Autoren das gehandhabt haben. Da stieß ich auf Stephen Kings Hörbuch "On Writing". In den ersten dreieinhalb Stunden erzählt er, wie er Schriftsteller wurde und wie sich seine Karriere entwickelte. Seine ganz undeutsche offene Art hat mich mitgerissen. In der zweiten Hälfte legt er dar, wie man gut schreibt. Es hat mich wahnsinnig begeistert, ihm zuzuhören. Es ist ein unterhaltsames und unheimlich wahrhaftiges Buch.

Als Musikalbum würde ich . . . (Pause) Neulich hat mir Polack ein "Greatest Hits"-Album von Udo Lindenberg geschenkt. Ein Album mit opulenten Liedern, wie man sie heute nicht mehr komponiert - mit Orchestern - und dazu Lindenbergs Stimme. Das ist zur Zeit die Platte, die ich am häufigsten höre.

Thees Uhlmanns Lesung am 9. März in der Camera zwo ist ausverkauft. Das Buch "Sophie, der Tod und ich" ist bei KiWi erschienen und kostet 18,99 Euro.

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