Tierquälerei im Saarland? Schwere Vorwürfe: Pferde müssen leiden

Saarbrücken · Nach Saarbrücker Reiterbund-Pleite kamen Tiere anderweitig unter. Ein Amtstierarzt sah sich um und beklagte deren Zustand.

 Angst um die Pferde des einstigen Saarbrücker Reiterbundes. Der Amtstierarzt wurde eingeschaltet.

Angst um die Pferde des einstigen Saarbrücker Reiterbundes. Der Amtstierarzt wurde eingeschaltet.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Mit dem Tod der Vorsitzenden war das Ende des Saarbrücker Reiterbundes besiegelt. Doch war es nicht allein damit getan, den Verein abzuwickeln. Zuletzt vier Beschäftigte verloren ihren Job. Zehn Pferde mussten anderweitig untergebracht werden. Es handelte sich um greise Schätzchen, an deren Verkauf im September 2017 nicht mehr zu denken war.

Seitdem sollen einige Tiere unter erbärmlichen Umständen untergebracht sein, klagt ein Zeuge. Es betreffe einen Hof im Saarpfalz-Kreis. Dort stünden die Pferde im Morast. Einige seien krank. Sie sollen unter Druse leiden, einer von Bakterien hervorgerufene, hochansteckende Infektion, die Luftwege befällt. Doch Hinweise würden von den Behörden ignoriert, wirft der Informant vor.

Dem widerspricht Damian Müller von der Pressestelle des Saar-Verbraucherministeriums. Diesem untersteht das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV), welches wiederum für den Amtstierarzt in Ottweiler verantwortlich ist. So habe er sich nach einer Anzeige auf dem beanstandeten Hof umgeschaut. Bereits im Juni sei das LAV auf die grassierende Pferdekrankheit und den angeblichen Dreck in den Ställen aufmerksam gemacht worden.

Müller: „Die Tierhaltung wurde daraufhin zeitnah von einer Amtstierärztin des LAV kontrolliert.“ Bei mehreren Pferden habe sich bestätigt, dass sie „an Druse erkrankt und aufgrund dieser Tatsache sich in keinem guten Gesundheitszustand befanden“. Allerdings seien sie da schon behandelt worden, schreibt der Ministeriumsvertreter. Allerdings seien dem Amtstierarzt gesetzlich die Hände gebunden. Denn Druse sei „weder melde- noch anzeigepflichtig, so dass das LAV keine Handlungsoptionen zur Bekämpfung der Infektion hat“.

Was den Zustand der Pferdeboxen betrifft, gibt Müller der Beschwerde Recht. So spricht er von „mäßigem Reinigungszustand“. Daraufhin seien „die Tierhalter aufgefordert worden, zukünftig für bessere Haltungsbedingungen Sorge zu tragen“. Nach diesem Einsatz habe es keine weiteren Kontrollen mehr gegeben, Grund: Es gab keine weiteren Anzeigen.

Für den Informanten ist das nicht nachzuvollziehen. Er wirft den Behörden vor, trotz Hinweisen nicht einzuschreiten. An der Gesamtlage habe sich bis heute nichts geändert.

Eine Rechtsanwältin hatte sich 2017 darum gekümmert, den Reiterbund zu liquidieren. Zwar hatte sie versucht, den weit mehr als 30 Jahre alten Verein zu retten. Doch schnell war klar: Daran war nicht mehr zu denken.

Mehrere Interessenten habe es gegeben, berichtete damals die vom Saarbrücker Amtsgericht bestellte Insolvenzverwalterin Andrea Julia Wolf. Aber die waren innerhalb kürzester Zeit wieder abgesprungen: Ihnen waren Kosten und Geschäftsrisiko zu hoch. Schulden hatten sich angehäuft. Notwendige Investitionen seien über Jahrzehnte verschleppt worden, berichtete die Advokatin nach der Bestandsaufnahme Und das Gelände, auf dem die Vereinsmitglieder früher zugange waren, gehöre der Stadt Saarbrücken. Dieses wolle sie auch um keinen Preis hergeben.

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