Bürger ärgern sich Wohngebiet statt Wald am Heidenkopf 

St. Johann · Bürger kritisieren, wie die Stadtverwaltung und die GIU den Architekten für das Neubaugebiet auswählten.

 Blick auf den Wald am Heidenkopf: Im Vordergrund die Straße Am Kieselhumes, dahinter der Parkplatz, den die Totobad-Fans im Sommer benutzen,  und dahinter wiederum der Wald, der dem Neubaugebiet weichen soll, links davon im Tal das Wohngebiet an der Peter-Zimmer-Straße.     

Blick auf den Wald am Heidenkopf: Im Vordergrund die Straße Am Kieselhumes, dahinter der Parkplatz, den die Totobad-Fans im Sommer benutzen,  und dahinter wiederum der Wald, der dem Neubaugebiet weichen soll, links davon im Tal das Wohngebiet an der Peter-Zimmer-Straße.    

Foto: BeckerBredel

Die Bürgerinitiative (BI) gegen das Baugebiet am Heidenkopf, die für den Erhalt des dortigen Waldes kämpft, hat enttäuscht auf die jüngste Infoveranstaltung der Stadtverwaltung reagiert. „Die Argumente und Sorgen der Anwohner interessieren die Verantwortlichen nicht“, sagt der BI-Sprecher Peter Heimer.

Unter anderem müssten nach seinen Angaben 7000 Bäume gefällt werden, wenn dort ein Wohngebiet entsteht. Sein Kollege Christoph Mentzel bedauert, dass die Anwohner zwar Einwände vorbringen, das Bauprojekt aber wohl nicht verhindern können. Die Verwaltung habe klargemacht, dass das Areal nicht für die Kaltluftzufuhr wichtig sei, sondern die Kaltluft drumherum fließe. Das bezweifelt die BI.

Kritisch sieht Mentzel auch den städtebaulichen Wettbewerb. Die Stadtverwaltung und die Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) hätten quasi selbst entschieden, wer den Zuschlag bekommt: die Architekten Wandel Lorch.

Die FDP St. Johann Nord fordert die Verwaltung auf, die „Verfilzung zwischen GIU und Stadt aufzuheben, damit der Stadtrat ohne zahlreiche Aufsichtsratsmandate bei der GIU wieder sachgerecht über Bebauungspläne entscheiden kann“.

Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, Arbeitskreis Saarbrücken, kritisiert das Bauprojekt und fordert, den Wald am Heidenkopf zu erhalten. „Gerade im zurückliegenden überdurchschnittlich heißen und trockenen Sommer hat der Wald eine wichtige regulierende Funktion bei Temperaturen und Frischluft für den östlichen Teil der Stadt erfüllt.“ Waldflächen seien auch wichtige Wasserspeicher und dienten als Schutz vor Überflutungen bei Starkregen.

140 bis 160 sogenannte Wohneinheiten, das sind Einfamilienhäuser und Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, sind auf dem Areal geplant (die SZ berichtete).

Stadtpressesprecher Thomas Blug kann aber nicht bestätigen, dass 7000 Bäume gefällt werden: „Die Bäume wurden nicht gezählt. Es geht um eine Fläche von rund 3,6 Hektar. Ein Hektar wird versiegelt.

Der Großteil, rund 2,6 Hektar, soll nach dem Entwurf von Wandel Lorch Architekten als private und öffentliche Grünflächen unversiegelt bleiben.“ Die Bäume am Rand der vorgesehenen Fläche sollten möglichst erhalten bleiben.

Die vorliegenden Bewertungen zu Klima und Verkehr würden nun, da der Architektenentwurf vorliegt, überprüft. Blug: „Insbesondere beim Verkehr ist eine Gesamtbetrachtung auch mit den weiteren geplanten Vorhaben im Umfeld sinnvoll.“

So soll zum Beispiel am Kieselhumes-Stadion ein Sport- und Therapiezentrum entstehen. Wie Blug mitteilt, habe der Heidenkopf aber keine klimatisch relevante Funktion für die Kaltluft. „Der Luftaustausch vom Stadtwald zum übrigen Stadtgebiet ist weiterhin möglich, da die Kaltluft um das Gebiet herumfließen kann“, erklärt Blug.

Und was sagt er zur Kritik an der Besetzung der Jury des Architektenwettbewerbs? In der Jury saßen nach seinen Angaben Baudezernent Heiko Lukas, Vertreter der GIU und als Vorsitzender Christian Bauer, Architekt aus Luxemburg und damaliges Mitglied des Gestaltungsbeirats.

Die Stadtratsfraktionen waren beratend zur Jurysitzung eingeladen, hätten aber kein Stimmrecht gehabt. Blug: „Eine demokratische Kontrolle findet dennoch statt. Der Stadtrat entscheidet im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens, ob und in welcher Form das Projekt umgesetzt wird.“

Zunächst würden jetzt die bereits vorliegenden Gutachten vertieft und konkretisiert. Ein weiteres Gutachten befasse sich mit dem Mittelspecht. Denn dessen Gebiet zur Nahrungssuche werde voraussichtlich kleiner, wenn am Heidenkopf gebaut wird.

Blug betont, dass mit einem abgestimmten Bebauungsplanentwurf nicht vor Ablauf eines Jahres gerechnet werden kann. Wenn der Stadtrat den Entwurf beschließt, folgt die Offenlage. Bürger könnten dann Anregungen und Einwände vorbringen. Dann wäre auch eine weitere Informationsveranstaltung für die Bürger sinnvoll, meint Stadt-Pressesprecher Blug. Einen endgültigen Beschluss des Bebauungsplans werde es frühestens Ende des Jahres 2019 geben.

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