Handwerk Große Ehre für einen erfahrenen Bäcker

Saarbrücken · Oskar Maurer aus Saarbrücken hat von der Handwerkskammer den Eisernen Meisterbrief verliehen bekommen.

 Oskar Maurer aus Saarbrücken befürchtet, dass das Bäckerhandwerk ausstirbt. Es sei auch ein harter Beruf, kaum junge Leute kämen nach.

Oskar Maurer aus Saarbrücken befürchtet, dass das Bäckerhandwerk ausstirbt. Es sei auch ein harter Beruf, kaum junge Leute kämen nach.

Foto: BeckerBredel

Oskar Maurer ist ein Verfechter der Handarbeit. Und als er sein Handwerk lernte, war das noch ursprünglich und so, wie man es heute nicht mehr kennt. Maurer machte seinen Meisterbrief als Bäcker vor 65 Jahren. Die Handwerkskammer verlieh ihm als einzigem Handwerker im Regionalverband dafür den Eisernen Meisterbrief.

„Teig ist ein lebendiges Produkt. Eine Maschine arbeitet nur so, wie man es ihr einprogrammiert. Doch jeder Teig ist anders. Dafür braucht man Gespür“, sagt Oskar Maurer aus Saarbrücken.

Der 89-Jährige hat das Handwerk des Bäckers mit 14 Jahren gelernt. In kindlichem Alter startete sein Berufsleben in der Backstube, auch etwas, was es heute nicht mehr geben würde und was Maurer den Widrigkeiten des Krieges zuschreibt. „Es ist wirklich harte Arbeit. Man arbeitet nachts und hat kaum mehr Zeit für seine Hobbys oder zum Ausgehen“, so der Saarbrücker. „Nach dem Krieg mussten wir arbeiten. Wir hatten keine andere Wahl. Mein Gymnasium, das ich vorher vier Jahre lang besuchte, gab es nicht mehr. Also wollte ich eine Ausbildung anfangen.“ Die Schule zerbombt, die Zukunft ungewiss. Lange Zeit zum Nachdenken sei da nicht geblieben.

Bäcker erschien ihm damals als sicherer Beruf. „In der Bäckerei Detzler in der Metzer Straße in Saarbrücken begann ich meine Lehre. Das war keine leichte Zeit“, denkt der Rentner zurück. Die Saargrube zählte damals zur Kundschaft seines Meisters. „Die Bergmänner brauchten jeden Tag Brot. Wir backten also täglich 3000 Brote. Mit einem einzigen Ofen. In zwölf Stunden hatten wir aber gerade mal 1800 Brote backen können“, erzählt er, und man kann daraus folgern, dass der Ofen durchgehend lief.

An Arbeitszeitregelungen dachte keiner. Nach seiner dreijährigen Lehre musste er zunächst ein paar Jahre arbeiten, bis er seinen Meister machen durfte. 1960 konnte er sich schließlich mit seiner Bäckerei am Pariser Platz in Saarbrücken selbständig machen. Mit 60 rückte dann das Ende seiner Arbeitszeit näher. „Ich merkte, dass ich nur noch sehr schlecht Luft bekam. Mein Arzt empfahl mir schließlich aufzuhören“, sagt Maurer.

In seinen Augen stirbt das Bäckerhandwerk aus. Niemand wolle diesen Beruf mehr lernen. „Und man kann es der Jugend auch nicht übel nehmen. Es ist ein harter Beruf. Es ist nicht einfach für einen selbst und auch nicht für die Ehefrauen.“ So konnte er auch seinen vier Kindern nicht böse sein, dass keines seine Bäckerei übernehmen wollte. Da keine Jugend mehr ins Bäckerhandwerk nachkomme, sterben nach und nach die kleinen Bäckereien aus. Zudem seien die Preise das Problem. Große Ketten mit Backautomaten machten den traditionellen Bäckereien das Leben schwer. „Die lassen sonst wo produzieren, fahren die Brötchen hundert Kilometer durch das Land und backen sie dann im Automaten auf“, sagt Maurer. Somit erhalte man nur noch trockenes Brot.

„Für mich geht aber nichts über frisches Brot“, sagt er und bezeichnet ein Dilemma. Frisches Brot wird nachts gebacken, und wer das in Handarbeit leisten will, muss früh aufstehen. Letzteres hat er sein Leben lang getan.

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