Verein lässt in Gersweiler historische Platte restaurieren Ein alter Stein erzählt vom Frieden zwischen Franzosen und Deutschen

Gersweiler · Carl Büch ist seit vielen Jahren tot. An der Restaurierung eines alten Steins hatte er gerade eben aber noch großen Anteil.

 Der Heimatkundlichen Vereins Gersweiler-Ottenhausenhat die Gedenkplatte zur Friedensfeier 1871 restaurieren lassen.

Der Heimatkundlichen Vereins Gersweiler-Ottenhausenhat die Gedenkplatte zur Friedensfeier 1871 restaurieren lassen.

Markus Körbel gehört zu den Menschen, die wissen, dass ein Blick in die Vergangenheit manchmal wichtig ist, um die Gegenwart zu verstehen, sie zu schätzen und für die Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen. Deshalb ist er Vorsitzender des Heimatkundlichen Vereins Gersweiler-Ottenhausen. Und deshalb tut dieser Verein einiges, um die Geschichte des Saarbrücker Stadtteils nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das er nun eine Gedenkplatte restauriert hat, mag erstmal nach einer Kleinigkeit klingen. Aber, erklärt Körbel, „zusammen mit den beiden Soldatengräbern auf den alten Konfessionsfriedhöfen an der Lindenstraße und am Großen Knopf sowie dem Husaren-Denkmal an der Grenze zu Schoeneck steht sie heute für die Überwindung der militärischen Auseinandersetzungen der letzten 150 Jahre und die enge deutsch-französische Freundschaft im europäischen Kontext“.

Der Heimatkundliche Verein Gersweiler-Ottenhausen hatte im September 2020 das Projekt gestartet, die zwischen dem alten Rathaus und der evangelischen Kirche in Gersweiler liegende Steinplatte zur Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg 1870/1871 zu restaurieren. „Gersweiler lag im Juli und August 1870 aufgrund seiner Grenznähe im Erkundungs- und Aufmarschgebiet preußischer und französischer Truppen“, erklärt Körbel. „Die Vorhutgefechte um Saarbrücken und die Schlacht bei Spicheren am 6. August 1870 hinterließen auch in unserem Ort erkennbare Spuren. Auf Gersweiler Bann fanden zwar keine größeren Kampfhandlungen statt, es wurden aber Verwundete stationär und ambulant versorgt. Vier tote Soldaten wurden auf Gersweiler Bann beigesetzt“, sagt er.

 Besonders hilfreich bei der Restaurierung war eine Federzeichnung des Heimatforschers Carl Büchs, der die mittlerweile kaum mehr erkennbare Inschrift detailgetreu festgehalten hatte.

Besonders hilfreich bei der Restaurierung war eine Federzeichnung des Heimatforschers Carl Büchs, der die mittlerweile kaum mehr erkennbare Inschrift detailgetreu festgehalten hatte.

Nach den militärischen Auseinandersetzungen und der Gründung des deutschen Kaiserreichs wurden auch in der Saarregion Sieges- und Friedensfeiern organisiert, erklärt Körbel. So auch in Gersweiler, wo eine kleine, aber massive Sandsteinplatte an der Mauer zwischen der evangelischen Kirche und dem Rathaus befestigt wurde. Die 50 mal 50 Zentimeter große Platte trägt die eingemeißelte Inschrift: „Andenken an die Friedensfeier 1871“. Der Heimatforscher Walter Neutzling hatte in seinem 1995 erschienenen Band „125 Jahre Spichern - Betrachtungen aus Gersweiler Sicht“ darauf hingewiesen, dass entlang der Mauer zunächst eine Friedenseiche und später auch eine Linde und eine Birke gepflanzt wurden. Diese sind längst aus dem Ortsbild verschwunden.

„ Anfang der 1960er Jahre wurde die Mauer zwischen Kirche und Rathaus von der Gemeinde Gersweiler abgerissen und die Gedenkplatte unfachmännisch auf dem Mutterboden abgelegt“, sagt Körbel. Dort verwitterte sie in den folgenden Jahrzehnten und geriet - neben einem Stromverteilerkasten liegend - in Vergessenheit. Nach einer intensiven Quellen- und Literaturrecherche übernahm die in denkmalpflegerischen Fragen erfahrene Firma Naturstein Atelier Liebhold in Püttlingen den Ausbau, die Reinigung, die Nachbeschriftung, die Imprägnierung und den Wiedereinbau der Platte. Besonders hilfreich, sagt Körbel, war eine Federzeichnung des Heimatforschers Carl Büchs, der die mittlerweile kaum mehr erkennbare Inschrift detailgetreu festgehalten hatte.

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