Legendärer Bilder-Zyklus Anton von Werners Top-Ankauf für Saarbrücken
Saarbrücken · Bilder-Zyklus Anton von Werners kommt ins Historische Museum
„Es ist ein Meilenstein für unsere Sammlungsgeschichte“, sagt Museums-Chef Simon Matzerath. „Es ist der größte Ankauf, den das Historische Museum Saar seit seiner Gründung 1985 je machen konnte“. Doch das, was jetzt möglich wurde, bedeutet noch mehr: ein kaum mehr für möglich erachtetes Happy End. Es ist die glückliche Heimkehr von sieben monumentalen Gemälden, die für die Saarbrücker Stadtgeschichte von seltenem Wert sind: Anton von Werners Rathaus-Zyklus zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Er hing einst in einem eigens dafür geschaffenen Rathaus-Festsaal am Saarbrücker Schlossplatz, wurde im Zweiten Weltkrieg eingerollt – und dann als nationalistische Altlast vergessen.
Dementsprechend schlecht war der Zustand der teils haushohen Bilder. Zwei saarländische Privatleute kauften sie in den 90er Jahren an, verhinderten den Total-Zerfall, investierten in eine fachmännische Restaurierung. Doch in diesem Jahr nun werden sie erstmals seit 76 Jahren wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, just am Schlossplatz gezeigt. Das Historische Museum Saar bereitet eine Sonderausstellung vor, die jetzt, durch den Erwerb aller Bilder, gekrönt wird: „Monumente des Krieges“. Am 27. Februar soll die Eröffnung sein.
Der Ankauf des Zyklus erfolgte durch die Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Fördervereins für das Historische Museum Saar, der Willy-Walch-Stiftung und der Saarland Sporttoto GmbH. Der Erwerb ist die Bedingung dafür, dass der Zyklus überhaupt vollständig gezeigt werden kann, denn nur fünf der insgesamt sieben Gemälde wurden restauriert, die zwei fehlenden können erst jetzt in Angriff genommen werden, darunter das als regionalgeschichtliche IIkone zu betrachtende Motiv „Die Ankunft König Wilhelms I. von Preußen in Saarbrücken am 9. August 1870“. „Ohne die Übernahme der Bilder in öffentliches Eigentum hätten dafür keine öffentlichen Mittel aufgewendet werden können“, sagt Matzerath.
Die durch den Ankauf (die Summe wurde nicht genannt) ermöglichte Restaurierung birgt laut Matzerath auch museumspädagogische Chancen. Die Arbeit an den zwei zum Teil extrem stark beschädigten Gemälden soll im Museum live verfolgt und in einem Restaurierungs-Labor dokumentiert werden. Bundesweit wurde nach einer Restauratorin gesucht, die zu Streaming-Filmaufnahmen und für Besucher-Interaktionen bereit ist. Schlimmstenfalls starten die Arbeiten wegen eines verlängerten Lockdowns digital.
Der Rathauszyklus von Werners, im Kaiserreich einer der populärsten Maler, wurde 1880 eingeweiht, der dafür entstandenen Anbau an das damalige Rathaus entwickelte sich zu einer patriotischen Pilgerstätte. Kriegseuphorie und Nationalismus – just diese Aspekte will die Ausstellung im Historischen Museum Saar kritisch mit beleuchten.