Notfall auf der Saar in Landeshauptstadt Gekentertes Restaurantschiff: Eigner spricht von möglicher Sabotage

Saarbrücken · Günther Walter: kein Leck entdeckt. Nun soll die Kripo ab Montag erneut nach der Ursache für den Untergang forschen.

Arbeiten an der Pirarterie gehen weiter
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Foto: BeckerBredel

Mit einem Spezialkran, der bis zu 500 Tonen Gewicht heben kann, haben Experten am Samstag das untergegangene Festschiff gehoben, das seit vielen Jahren unterhalb des Saarbrücker Staatstheaters vor Anker gelegen hatte. Es war in der Nacht auf Dienstag gesunken und lag seitdem auf Grund.

Noch am Sonntag hing der alte Holzkahn nach der Bergungsaktion vom Vortag in Tauen am hohen Stahlkran gesichert. Damit sollte verhindert werden, dass bei einem bislang nicht entdeckten Leck das zu einem Restaurant umfunktionierten Schiff ein weiteres Mal kentert. „Es ist aber kein Wasser eingedrungen“, berichtet auf Nachfrage Günther Walter. Darum hegt er den Verdacht, dass sich womöglich Saboteure an seinem Schiff zu schaffen gemacht haben. Seinen Angaben zufolge will aus diesem Grund die Kriminalpolizei am Montag ein weiteres Mal vor Ort ermitteln.

Nachdem Polizeitaucher direkt nach dem Unglück den Rumpf abgesucht und kein Loch gefunden hatten, setzte Geschäftsmann Walter kurz darauf noch einmal Fachleute einer Trierer Firma an. Sie schauten unter Wasser abermals nach einer undichten Stelle, wurden aber ebenso wenig fündig. Was Walters Verdacht zudem erhärtet, es könnten Unbekannte am Untergang schuld sein: „Drei Wochen zuvor war schon einmal Wasser hineingelaufen und hatte das Schiff in Schieflage gebracht. Auch da entdeckten wir kein Leck.“ Damals kamen die Helfer noch rechtzeitig, um größeren Schaden abzuwenden. Vergangene Woche jedoch lag der Kahn bereits auf Grund, als Passanten gegen Mitternacht vorbeikamen und die Polizei alarmierten. Der Schiffsaufbau ragte deswegen aus dem Wasser, weil die Saar an dieser Stelle nur etwa drei Meter tief ist.

Durch die Fluten, die sich ins Innere ergossen, sei immenser Schaden entstanden, sagt der 61-jährige Ensheimer. „Die Kosten allein für die Bergung schätze ich auf 100 000 Euro.“ Für diesen Betrag musste Walter erstmal in Vorlage treten, wie er informiert. Ob die Versicherung überhaupt einspringe, stehe bislang in den Sternen. „Da bahnen sich erste Probleme an.“ Dabei sei es mit dieser Summe gar nicht getan. Die komplette Inneneinrichtung – Möbel, Heizung, Kaminzimmer – seien hinüber. Um all das wieder auf Vordermann zu bringen, rechnet Walter mit weiteren 100 000 Euro Investitionen. Ein Datum, wann die Reparaturen starten und dann das Restaurant eröffnet wird, könne er vorerst nicht nennen. „Wir können wieder ganz von vorne anfangen. Es sieht danach aus, als dass uns jemand etwas Böses will.“

Mit seinem Neffen Marc Walter (31) habe er sich zwei Jahre darauf vorbereitet, den Betrieb auf dem Schiff am vergangenen Wochenende offiziell zu starten. „Und 24 Stunden, nachdem auch alles notariell geklärt war, säuft der Kahn ab.“ Davon nicht betroffen: Auf Landseite betreiben beide einen Biergarten. Dieser und das Restaurantschiff firmieren unter dem Titel Die Feierey. Vom alten Namen für den Kahn Piraterie trennten sich die neuen Betreiber. Günther Walter: „Der hatte einen schlechten Ruf.“ Hintergrund: Zuletzt wollte eine mutmaßliche Größe aus der saarländischen Neonazi-Szene die Wassergastronomie betreiben. Das hatte für Negativ-Schlagzeilen gesorgt.

Einsatz am gesunkenen Restaurantschiff Piraterie
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Einsatz am gesunkenen Restaurantschiff Piraterie

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Foto: Matthias Zimmermann

Die neuen Eigner hätten indes alle Unterstützung seitens der Saarbrücker Stadtverwaltung bekommen, erst recht nach der Havarie, die zeitweise die Schifffahrt in der Landeshauptstadt lahmgelegt hatte, berichtet der Senior-Chef. Von der Havarie sei das Personal nicht betroffen. Es könne anderweitig eingesetzt werden, bis es auf der Saar in der Landeshauptstadt losgeht. Daran halten die beiden Walters fest: „Wir sind Stehaufmännchen.“

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