Heiße Diskussion um Windräder

Riegelsberg · Drei oder vier große Windräder möchte die RAG Montan Immobilien zwischen Holz und Riegelsberg in den Wald stellen. Die einen finden: das sind relativ wenige. Andere sagen: immer noch viel zu viele.

 RAG-Mann Rudolf Krumm (Mitte,) Geschäftsführer der montan Wind GmbH, beantwortete am Dienstagabend in der Riegelsberghalle viele Fragen der Bürger zum Thema Windkraft. Foto: Becker & Bredel

RAG-Mann Rudolf Krumm (Mitte,) Geschäftsführer der montan Wind GmbH, beantwortete am Dienstagabend in der Riegelsberghalle viele Fragen der Bürger zum Thema Windkraft. Foto: Becker & Bredel

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 Um Windräder ging es bei einem Infoabend in Riegelsberg. Archivfoto: Steffen Rasche/dpa

Um Windräder ging es bei einem Infoabend in Riegelsberg. Archivfoto: Steffen Rasche/dpa

Die RAG Montan Immobilien will fünf Windparks im Saarland bauen. Einen davon im Fröhner Wald zwischen Riegelsberg und Holz. Am Dienstagabend stellte die RAG ihre Pläne in der Riegelsberghalle rund 120 Bürgern vor. Rupert Ahrens moderierte die Veranstaltung. Im Podium saßen Rudolf Krumm (RAG), der Riegelsberger Bürgermeister Klaus Häusle, Regionalverbandsdirektor Peter Gillo, Astrid Klug vom Saar-Wirtschaftsministerium und Michael Brand vom Institut für Zukunfts-Energiesysteme (IZES).

Antrag im Herbst

Auch Vertreter der lokalen Bürgerinitiativen waren als Redner eingeladen. "Aber sie haben ihre Teilnahme im Podium abgesagt", bedauerte RAG-Pressesprecherin Traudel König. Wie Krumm ausführte, sollen im Fröhner Wald drei Windkraftanlagen mit einem Abstand von 890 Metern zur nächsten Wohnbebauung aufgestellt werden. Sollte ein Prüfgutachten mit dem Ergebnis schließen, dass ein Mindestabstand von 800 Metern nicht realisierbar ist, wird in der Fröhn eine vierte Windkraftanlage gebaut und der Abstand zur Wohnbebauung verringert sich auf 740 Meter. Im Herbst wird der Bauantrag gestellt, im Frühjahr 2015 mit der Genehmigung gerechnet. Baubeginn soll im zweiten Quartal 2015 sein, in Betrieb gehen sollen die Windräder Ende nächsten Jahres.

Häusle erinnerte an die ursprüngliche Planung, als man von neun Windkraftanlagen im Fröhner Wald und einem Mindestabstand von 650 Metern zur Wohnbebauung ausging: "Der Gemeinderat hat sich dafür eingesetzt, dass die Abstände zur Wohnbebauung mindestens 800 Meter sein müssen. Mit der jetzt vorliegenden Planung sind es sogar zirka 900 Meter. Von den ursprünglich neun möglichen Windrädern sollen höchstwahrscheinlich nur drei beantragt werden. Dies ist ein Erfolg für Riegelsberg." Häusle versprach, "dass der abgeschlagene Wald weitestgehend wieder aufgeforstet werde und Ausgleichsmaßnahmen ergriffen würden." Der Fröhnwald-Weg solle als Premiumwanderweg erhalten bleiben. Und eine Bürgerbeteiligung sei wichtig. "Zum einen im weiteren förmlichen Genehmigungsverfahren. Zum anderen in der Möglichkeit, sich in einer Energiegenossenschaft an dem Windpark zu beteiligen. Diese Punkte werden wir, neben anderen, mit dem Investor vereinbaren", sagte Häusle.

"Mafiastrukturen"

Über drei Stunden stellte sich das Podium den Fragen der Bürger, die ihre Bedenken und Sorgen teilweise auch sehr emotional vortrugen. So warf eine Bürgerin aus der Holzer Blumenstraße den Planern vor: "Das alles hat Mafiastrukturen, es wird sich einfach über uns Menschen hinweg gesetzt." Peter Hoffmann, Sprecher der Holzer Bürgerinitiative Fröhnwald, sagte: "Hier wird man nach Strich und Faden belogen. Sie können froh sein, dass wir hier in Deutschland sind. In anderen Ländern würden sie hier nicht mehr rauskommen."

"Hier geht es um die Lebensqualität für uns Menschen. Man kann doch nicht für ein paar Kilowatt den ganzen Fröhner Wald abholzen", empörte sich ein älterer Holzer Bürger. Krumm widerlegte diese Aussage: "Wenn es darum ginge, den ganzen Fröhner Wald abzuholzen, würden wir nicht mitmachen. Hier geht es um eine Rodung von 1,5 Hektar Wald. Der Fröhner Wald ist aber über 200 Hektar groß. Und von ein paar Kilowatt kann auch keine Rede sein, die geplanten Windräder in der Fröhn produzieren neun Megawatt Strom." Norbert Holzer (Riegelsberg): "Warum muss ausgerechnet in Riegelsberg ein Windpark gebaut werden?" Astrid Klug: "Auch Riegelsberg wird für die Energiewende gebraucht. Ohne Riegelsberg wird es nicht gehen." Peter Gillo: "In Bliesransbach gibt es Widerständ gegen Photovoltaik. In Ensdorf gab es vor sieben Jahren Widerstände gegen ein Kohlekraftwerk. Es gibt überall Widerstände gegen den Leitungsbau über Land. Cattenom wollen wir auch nicht. Für irgendeine Form der Energiegewinnung muss man sein." Jutta Christmann (Riegelsberg): "In allen Unterlagen des Regionalverbandes hieß es, in der Fröhn herrsche ein mittleres Windpotenzial. Die RAG schreibt jetzt aber, das Windpotenzial in der Fröhn sei sehr gut. Was stimmt denn nun?" Rudolf Krumm: Wir haben mit Daten vom deutschen Wetterdienst gearbeitet. In der Fröhn rechnet man mit einem Windpotenzial von sechs Metern in der Sekunde. Wenn man die entsprechende Technik einsetzt, und das tun wir, ist in der Fröhn ein wirtschaftlich auskömmlicher Betrieb der Windkraftanlagen möglich."

Die meisten Fragesteller blieben anonym. Einer wollte wissen: "Windparks wachsen. Wer garantiert mir, dass es in der Fröhn bei drei oder vier Anlagen bleibt?" Krumm: "Man kann nicht mehrere Anlagen willkürlich nebeneinanderstellen. Sie würden sich gegenseitig verschatten, die Standsicherheit beeinträchtigen. Ich kann ihnen keine Garantie geben, dass nicht irgendwann irgendjemand kommt und trotzdem noch was bauen will. Wir wollen es jedoch nicht, und wenn ein Zweiter käme, würde er große Probleme bei der Umsetzung bekommen." Ein Bürger zweifelte, dass es ausreichend Möglichkeiten zur Stromspeicherung gibt. Michael Brandt: "Wir haben viel mehr Speichermöglichkeiten im System, als wir gewusst haben. Schon jetzt haben wir alle möglichen Optionen zu reagieren, wenn kein Wind weht. Technisch gesehen ist es kein Problem, Speicherpotenzial zu entwickeln oder vorzuhalten, da müssen wir uns keine Sorgen machen."

Ein Bürger sagte, nach sieben, acht Jahren würden die Windräder derart eiern und quietschen, dass die Ruhe der Menschen extrem gestört werde. Krumm: "Diese Anlagen sind nur rentabel, wenn sie optimal laufen. Wenn sie aber quietschen und eiern, laufen sie nicht optimal, dann verlieren wir Geld. Es wird also unser ureigenstes Interesse sein, so etwas zu vermeiden." Viele Fragen wurden zu den Lärmemissionen gestellt. Krumm: "Das Landesamt für Umweltschutz prüft diese Lärmemissionen. Werden die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte überschritten, wird der Windpark nicht genehmigt". Eine Bürgerin warf der RAG vor, "sie wolle mit dem Bau der Windanlagen bloß Geld verdienen". Krumm: "Ja, das wollen wir. Aber mit was sonst, als mit Geld, sollen wir unsere Mitarbeiter und Angestellten bezahlen?"

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