Völklinger Macht und Pracht

Angelegenheiten der Stadtwerke sind bisher meist hinter verschlossenen Türen verhandelt worden. Ganz langsam kommt jetzt dies und das ans Licht. Und man kann nur staunen, wie lässig und leichtfertig der Stadt-Konzern mit Geld umgegangen ist.

Erinnern Sie sich noch an die Ausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, die fast auf den Tag genau vor zehn Jahren zu Ende ging? Nein? Nicht erstaunlich, denn von der künstlerischen Qualität her war's die bisher schwächste Schau in der Gebläsehalle. Aber, wie sich jetzt zeigt, passte sie verblüffend gut zu dem, was sich zeitgleich in der Völklinger Stadtpolitik tat. "Macht und Pracht" hieß der Titel. Gegenstände aus dem 19. Jahrhundert waren zu sehen, edle Metalle und edle Steine satt, von Kunsthandwerkern wirkungsvoll arrangiert - nicht immer geschmackssicher, aber mit hundertprozentigem "Boah-sowas-Kostbares-haben-die-sich-geleistet"-Staun-Effekt.

Das Staunen über das parallele kommunalpolitische Geschehen folgt erst jetzt, verspätet. Durch die - mühsam voranschreitende - Aufarbeitung des Fischzucht-Desasters kommt ans Licht: Boah, die Stadtwerke haben sich schon immer was geleistet. Nicht erst, seit das Rathaus unter CDU-Führung steht. Sondern bereits zuvor, als noch SPD-Mann Hans Netzer im Chefsessel saß. Die Großzügigkeit, mit der Völklingens Stadtwerke ihre Geschäftsführung entlohnten und fürs Alter absicherten, war schwer zu toppen. Und wurde nicht speziell für Jochen Dahm erfunden.

Damals, zu Beginn des Jahrtausends, ging so etwas noch, könnte man argumentieren. Damals standen die Stadtwerke finanziell gut da. Schöpften aus dem Vollen. Und ihre Chefs verteilten mit quasi königlicher Geste Wohltaten, förderten Sport und Karneval, Bildung und Kultur. Schaut man freilich genau hin, stimmt's nicht. Schon damals schrieben die Verkehrsbetriebe rote Zahlen. Und mutig besetzte neue Geschäftsfelder - vom Parkhotel über das Simschel-"Kulturzentrum" bis zur Stadt-Sanierung - brachten Risiken mit, die vor lauter Begeisterung ob der "Dynamik" und "Weltläufigkeit" des biederen Versorgungsunternehmens niemand sehen wollte.

Völklingen war einst eine reiche Stadt. Das ist lange vorbei. Doch alte Großmanns-Gesten haben offenbar ein zähes Nachleben. Jetzt, endlich, scheint die Stadtpolitik auf dem Boden der Tatsachen zu landen.

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