Kolumne So kann’s gehen Geistiger Verfall und die Eselsecke

Mein geistiger Verfall begann an einem kühlen Mittwoch im Frühling. Es pladderten die ersten Tropfen eines neuerlichen Schauers vom Himmel, als ich Richtung Redaktion ging. Dort stellte ich dann fest: Der Computer ging nicht.

 SZ-Redakteur Stefan Regel. Foto: Robby Lorenz

SZ-Redakteur Stefan Regel. Foto: Robby Lorenz

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Hinten am Gerät die Kabel gecheckt, vorne etliche Male auf den An-Knopf gedrückt, aber es tat sich nichts. Tot. So tot wie die Hoffnungen von Werder Bremen auf den Bundesliga-Verbleib. Also die IT-Hotline angerufen, unseren CvD informiert, den Chef vom Dienst. Nachdem ich den ganz wurres, ein herrliches saarländisches Wort übrigens, gemacht hatte und mich schon am Rechner eines Kollegen angemeldet hatte, kam jemand von der IT vorbei. Und siehe da: Ein Kabel war einfach nur locker, steckte zu lose in der Buchse. Und ich kam mir auf einmal so schlau vor wie die Nummer eins auf der Trottel-Liste jeder IT. Kabel rein oder Rechner hoch- und runterfahren, heißt es da immer als Erstes. Wie peinlich. Wie dumm. Ich schlug dem guten Mann jedenfalls vor, mich mit einer Eselsmütze in die Ecke zu stellen. Vielleicht als neuer EvD, als Esel vom Dienst. Der CvD stand jedenfalls etwas später noch mehr amüsiert als besorgt in der Tür unserer Redaktion.

Am selben Abend wollte ich mir dann Essen in die Mikrowelle stellen. Lief mit dem Teller herum, sprach mit der Freundin – und suchte dann verzweifelt und fieberhaft den Teller. Sie hatte, ohne es zu sehen, gehört, dass ich ihn schon in die Mikrowelle gestellt hatte. Während ich noch dachte, ich hätte ihn auf dem Weg von der Küche zum Arbeitszimmer irgendwo abgestellt. Nun gut, man wird nicht jünger. Dumm ist der, der Dummes tut, sagte nicht umsonst Forrest Gumps Mutter. Einer meiner Lieblingssprüche.

Immerhin: Mein geistiger Zer- und Verfall lässt sich witzig an. Gibt immerhin Stoff für Anekdoten und Kolumnen. Seien Sie darum auch nächstes Mal dabei. Wenn ich vielleicht Marihuana mit Petersilie, einen Aufmacher mit einer Kurzmeldung oder den Leinpfad mit der Autobahn verwechsle. Ich versuche auch dann wieder, über die nächsten menschlichen Fehlleistungen zu schreiben. Wenn ich es nicht wieder vergesse.

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