Kolumne So kann’s gehen Geduld ist (k)eine Tugend

Ob Lockerungen oder Impftermin: Seit Corona über uns hereinbrach, heißt es immer wieder Warten. Das heißt allerdings keineswegs, dass die Entscheider so lange im Nichtstun verharren dürfen. Erinnern wir uns nur an den vorigen Sommer – und die Folgen.

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Wenn es in dieser Pandemie um eines ging, dann ums Warten. Das fing schon vor über einem Jahr an, als das Coronavirus erstmals auftrat.

Damals hieß es noch, das Saarland sei bestens gerüstet. Nur wenige Monate später war das Virus dank globalisierter Welt bei uns angekommen, und die Zahlen stiegen rapide. Und wie sah nun diese gute Vorbereitung aus?

Anfangs waren Masken Mangelware, und für uns ging es in den ersten Lockdown. Während das medizinische Personal in Praxen und Krankenhäusern seither alles für die Genesung der Corona-Infizierten tut, hieß es für den Rest: warten. Warten, bis die Zahlen sanken und die Lage überschaubar wurde.

An dieses Warten hielten sich aber auch viele Politiker, die die frühsommerliche Entspannung verspielten. Statt auf die Worte der Wissenschaft zu hören, die schon im Frühjahr eine zweite Welle prognostizierten, passierte nichts.

Schulen wurden nicht flächendeckend mit Luftfiltern ausgestattet, dafür sei kein Geld da. Ebenso wurde versäumt, in die Digitalisierung zu investieren oder erste Schritte für mehr Test- oder Impfzentren zu einzuleiten.

Schließlich wusste man doch schon, dass man mit Tests Infektionsketten unterbricht und irgendwann Impfstoffe verfügbar wären.

Über den Sommer wurden viele sorgloser, mancherorts hatte man den Eindruck, die Pandemie sei vorbei. Die Realität holte uns jedoch im Herbst wieder ein, die Zahlen stiegen erneut. Schulen sollten bei sinkenden Temperaturen ausreichend lüften, und viel zu lange zögerte die Regierung, ehe sie wieder härtere Einschränkungen beschloss.

Es ging in den „Lockdown light“, erneut hieß es Warten. Und so geht es seither, statt etwas aktiv gegen das Virus zu tun. Einen solchen Ansatz wagte das Saarland-Modell, das mit vermehrter Test-Strategie, die zwar nervte, aber eine Perspektive bot, durch die Pandemie zu kommen. Kontrollierte Lockerungen.

Jetzt gilt die Bundes-Notbremse, und wir müssen wieder warten, bis die Zahlen sinken, was sie angesichts weniger Tests wahrscheinlich tun werden und uns in eine falsche Sicherheit wiegen. Unterdessen warten wir (un)geduldig auf die Impftermine.

Hoffentlich hat dieses Warten bald ein Ende. Denn wie sagte schon Albert Einstein: „Verrückt ist der, der immer die gleichen Dinge tut, aber andere Ergebnisse erwartet.“

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