Kolumne So kann’s gehen Klementinen gibt’s nicht mehr

Erinnern Sie sich an Klementine? Irgendwann war sie ständig im Fernsehen und machte Wäsche. Das muss in den 70ern gewesen sein. Schon recht originell, wie sie so selbstgewiss dastand in weißer Latzhose, Hemd und feschem Käppi.

 Kommentarkopf, Foto: Ruth Rousselange

Kommentarkopf, Foto: Ruth Rousselange

Foto: Ruth Rousselange

Waschmaschinenexpertin war sie, hantierte mit Werkzeug. Das hatte man da wohl selten. Sie wirkte, als sei sie selbst in einen Waschgang geraten und etwas aufgegangen. Was ihr ein pausbäckiges Lächeln und ein goldig-naives Flair à la Doris Day verlieh. Die Klementine merkte man sich. Auch wegen ihres Spruchs: „Wäscht nicht nur sauber, sondern rein!“ Hätte ich damals schon Wäsche gemacht, hätte ich mich gefragt, ob ich reine Wäsche überhaupt brauche. Ich wette, mir hätte saubere genügt. Rein – das besitzt eine deutlich psychologische Ebene. Man hat eine saubere Weste und ein reines Gewissen. Letzteres zieht man nicht aus und hängt es in den Schrank. Wo es im Dunklen vor sich hin brütet. Reine Wäsche, ein bisschen unheimlich ist das. Sogar Schönheitsrezepte für Hände, die täglich Geschirr spülen, gab es. Man badete seine Hände im Spülmittel. Stellen Sie sich das mal heute vor! Jemand würde ihre Hände einfach in eine Schale Spüli tunken. Damit sie weich werden ... In giftgrünem Spüli! Wahrscheinlich fällt das unter Körperverletzung. Noch ein bisschen früher, so in den 50ern, war Werbung total ulkig: Da gab es diese gestresste Bürofrau, die hurtig nach Hause eilen muss, weil bald ihr Typ auftauchen wird. Mit einem Bärenhunger. Reichlich Essen, vor allem aber Pudding, braucht er. Also, Schürze an, Topf raus. Es fielen legendäre Sätze: „Eine Frau hat zwei Lebensfragen, ‚Was soll ich anziehen?‘ und ‚Was soll ich kochen?‘“ Tja …! Eine Klementine habe ich nie mehr getroffen. Denke aber bei Waschpulver stets an Orangen.

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