Glosse: So kann’s gehen Wespen, wir müssen reden!

August, und wieder haben die kleinen Biester mit der schicken Taille den Kalender gut gelesen. Zack sind sie da, die Wespen. Unsere Autorin hatte eigentlich ein gutes Auskommen mit ihnen, aber neuerdings ist da was schief gelaufen.

Glosse: Wespen, benehmt euch
Foto: Robby Lorenz

Keine Ahnung, was gerade schief läuft zwischen mir und den Wespen. Wir haben uns viele Jahre eigentlich ganz gut verstanden. Ich gehöre zu den Menschen, die immer Wasser für Insekten rausstellen, an kühlen Frühjahrstagen sogar Zuckerwasser, damit frühe Bienen und Hummeln nicht darben. Ich kümmere mich gerne um alles, was da kreucht und fleucht. Stubenfliegen und Spinnen werden vorsichtig eingefangen und rausgesetzt. Vögel das ganze Jahr mit Meisenknödeln gefüttert.

Und tatsächlich habe ich auch ein Herz für Wespen, diese bei vielen so unbeliebten Tierchen. Wenn es heiß ist, so wie jetzt, werfe zum Beispiel meine abgeknabberten Äpfel nicht weg. Ich lege sie auf die Fensterbank. Schwups werden sie von dankbaren Wespen zerlegt. Und noch nie kam eine durchs offene Fenster rein. Sie wissen, was sich gehört.

Als ich zuletzt bei einer Freundin den Garten versorgt habe, hatte ich eine klare Absprache mit den recht zahlreichen Wespen in der Nachbarschaft. Ich ließ ihnen immer ein paar Himbeeren zum Aussaugen übrig, dafür ließen sie mich in Ruhe ernten, damit neue Himbeeren nachwachsen konnten. Nach meinem Eindruck hatten sie das recht gut verstanden und ließen uns auch am Gartentisch meist in Frieden.

Aber seit ein paar Tagen ist irgend etwas anders. Jahrzehnte wurde ich nicht gestochen. Jetzt in kurzer Zeit gleich dreimal. Das eine Mal konnte ich ja verstehen, da saß das Tierchen wohl unbemerkt an der Lehne, an die ich dummerweise meinen Arm legen wollte. Das hab ich verziehen, denn sie konnte ja nicht rufen: Achtung!

Aber bei den anderen Malen, da war ich doch sauer. Einmal setze sich eine ohne erkennbaren Anlass auf mein Bein und stach zu. Beim anderen Mal war es noch verrückter. Da surrte eine Wespe stur und ständig um mich herum. Ich gebe zu, da hab ich ein bisschen gewedelt, was sollte ich auch tun? Ich wollte sie ja nicht im Mund haben. Irgendwann schaffte ich es. Sie flog kurz weg – und kam wieder. Zielgerichtet und offenbar stinksauer steuerte sie meinen Arm an, und: zack.

Jetzt frage ich mich? Was macht die Mädels mit der dürren Taille so giftig dieses Jahr? Naheliegend ist natürlich, dass die Trockenheit und die Hitze sie stressen. Aber Hitzesommer gab es ja früher auch mal, ohne, dass sie mir dicke Beulen verpasst hätten.

Dieser Tage kam mir ein Verdacht. Ob es vielleicht Wutwespen gibt? Also Wespen, die sich nur noch in irgendwelchen Verschwörungs-Nestern informieren, wo man sie mit dem süßen Nektar Fakenews füttert? Wo man sie aufhetzt, dass hier überall Wespentöter lauern und sie zurückschlagen müssen? Ob Putin wohl auch Biologen beschäftigt... ?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort