Kommentar Europa ist keine fremde Macht

Manchmal merkt man erst, wie wichtig etwas ist, wenn es nicht mehr da ist. Oder wenn es jemand kaputtgemacht hat. Ich befürchte, so wird es uns mit Europa gehen, wenn wir nicht aufpassen. Und ich habe den Eindruck, dass wir genau das gerade nicht in ausreichendem Maße tun: aufpassen auf unser Europa.

Kleinblittersdorfer Unternehmer will Europa verteidigen.
Foto: SZ/Robby Lorenz

Thomas Schommer, ein Unternehmer aus Kleinblittersdorf, hat das vor einigen Tagen in einem Brief gut erklärt. „Europäer wird man nicht durch Geburt, sondern durch Bildung“, hat er den französischen Politiker Robert Schuman zitiert. Und dann gefragt, wie es denn mit der Bildung in diesem Europa bestellt ist, wenn da immer mehr Menschen glauben, ihr Heil im Nationalstaat suchen zu müssen.

Dabei müsste jedem klar sein: In einer Welt, die immer komplizierter wird, in der China eine immer stärkere wirtschaftliche Rolle spielt, in der nicht mehr so ganz klar ist, ob die USA ein verlässlicher Partner sind, und in der Russland klar seine Interessen formuliert, braucht es kein geschwächtes, sondern ein noch stärkeres Europa als bisher. Dass von außen versucht wird, dieses Europa zu spalten, sollte eine Bestätigung sein für die Notwendigkeit, noch enger zusammenzurücken. Stattdessen tun diejenigen, die uns weismachen wollen, dass der Nationalstaat die Antwort ist, so, als sei die EU eine fremde Macht. Ja, es gibt einiges zu verbessern an und in diesem Europa. Aber dieses Europa ist nichts Fremdes, dieses Europa sind wir. Der Unternehmer Schommer schreibt, dass er kämpfen will für „ein einiges Europa, das gemeinsam seine Probleme meistert, unabhängig von Staatsgrenzen, sondern getragen von einer gemeinsamen Idee“. Recht hat er. Wir sollten das Feld nicht denen überlassen, die diese großartige Idee kaputtmachen wollen.

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