Am Donnerstag dürfen die Linkshänder feiern Jeder Zehnte im Saarland macht seine Sachen mit Links

Saarbrücken · Am 13. August ist der „Internationale Tag der Linkshänder“. An den Grundschulen im Saarland ist der Umgang mit der Linkshändigkeit klar geregelt.

 Beim Schreiben haben Linkshänder gegenüber den Rechtshändern laut Experten Nachteile. Beim Sport profitieren sie aber davon.

Beim Schreiben haben Linkshänder gegenüber den Rechtshändern laut Experten Nachteile. Beim Sport profitieren sie aber davon.

Foto: dpa/Christina Sabrowsky

Opas und Omas im Saarland mussten es früher öfters noch selbst miterleben: Etliche der rund zehn Prozent Linkshänder in unserer Gesellschaft wurden einst nach dem Motto „Alle schreiben mit rechts“ zu Hause oder in der Schule umerzogen und quälten sich später mit Konzentrations- und Lernschwierigkeiten bis hin zu Depressionen durchs Leben. Und das, obwohl einst auch Einstein, Goethe und Beethoven und heute Prominente wie Dieter Bohlen, Lady Gaga und Angelina Jolie Linkshänder waren oder sind. Erst nachdem 1976 der 13. August als bis heute gültiger „Internationaler Tag der Linkshänder“ eingeführt wurde, verbesserte sich die Situation der Betroffenen rasant. Heute, so heißt es im Haus von Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD), „gibt es selbstverständlich kein „Umtrimmen“ von Linkshändern im Saarland mehr: „Auch Elternbeschwerden dazu sind uns nicht bekannt.“

Glaubt man Wissenschaftlern, entscheidet sich die Frage Rechts- oder Linkshänder – auch aufgrund der Gene – oftmals schon im Bauch der Mutter. Bewiesen ist dies jedoch ebenso wenig, wie Behauptungen, Linkshänder seien im Schnitt intelligenter und es gebe mehr Männer, die alles mit links machten als Frauen. „Spezielle Empfehlungen zum Umgang mit Linkshändern für Krippen und Kindergärten gibt es im Saarland nicht“, sagt Eva Schmidt vom Pressereferat des Bildungsministeriums: „Unser Bildungsprogramm orientiert sich an den individuellen Fähigkeiten und Besonderheiten jedes einzelnen Kindes.“ Im Kernlehrplan Deutsch für Grundschulen ist indes der „Umgang mit Linkshändigkeit“ für die Lehrer im Saarland seit 2009 klar geregelt. „Eine erzwungene Umstellung muss selbstverständlich unterbleiben“, heißt es da. „Linkshänder“, so der Plan weiter, „sollten stets links neben einem Rechtshänder sitzen und das Licht sollte möglichst von rechts einfallen.“ Auch werden spezielle Bleistifte und Buntstifte sowie Scheren für Schulkinder empfohlen, die linkshändig sind, da sie es im Alltagsleben wegen so mancher empfundenen Seitenverkehrtheit nicht immer ganz einfach haben.

„Im Sport ist Linkshändigkeit sicher ein kleiner Vorteil, beim Schreiben dagegen ein kleiner Nachteil, weil die Schrift leichter verschmiert“, sagt die Mutter von Saarlands Tennismeisterin, der 16-jährigen Linkshänderin Sarah Müller. Die trainiert am Bundesstützpunkt in Stuttgart für eine Profikarriere, um so ihrem Vorbild, der gleichfalls mit links aufschlagenden Angelique Kerber nachzueifern. Größere Linkshänderprobleme habe Sarah mit guten Schulnoten nie gehabt, sagt Mutter Karin, selbst Lehrerin an einem Kaufmännischen Berufsbildungszentrum in Dillingen. Auch Deutschlands bester Tischtennisspieler Timo Boll und einzelne Spieler des frisch gekürten Deutschen Tischtennismeisters 1. FC Saarbrücken wie der Chinese Kum sind erfolgreiche Linkshänder, die mit ihren speziellen Balleffets und Winkelattacken rechtshändige Gegner immer wieder vor Herausforderungen stellen.

Umgekehrt tun sich Linkshänder bei manchen Tätigkeiten vom Dosenöffnen bis zum Lesen auf dem Smartphone schwerer als andere, wenn beim umgekehrten Seitenumkippen auf einer App beispielsweise YouTube-Videos erst mal auf dem Kopf stehen. Doch gibt es bundesweit nicht nur etliche Beratungsstellen für Linkshänder, sondern auch Online-Shops, die im Internet Hunderte verschiedene speziell für Linkshänder geformte Produkte anbieten, bis hin zur speziellen Computer-Maus und einer angepassten Smartphone-Ummantelung.

„Links ist ganz normal“, resümierte vor einiger Zeit die Apotheken-Rundschau. Sie verwies darauf, dass die Wahrscheinlichkeit ein Linkshänderkind zu bekommen, bei 50 Prozent liegt, wenn beide Elternteile Linkshänder sind. Bei rechtshändigen Eltern sind es nur zwei Prozent. Doch selbst eineiige Zwillinge haben nicht immer die gleiche Händigkeit und „ein bisschen Linkshänder steckt schließlich in jedem“ von uns, auch wenn im Islam die linke Hand oft als „unrein“ angesehen wird.

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