Großrosselns Bürgermeister Dreistadt zieht Bilanz „Der Sparkurs war kein Vergnügen“

Großrosseln · Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt (65) geht Ende September. Von der Altersgrenze hält er nichts.

 Seit April 2011 ist das Bürgermeister-Büro in Großrosseln der Arbeitsplatz von Jörg Dreistadt (SPD). Ende September packt er seine Sachen. Dann zieht Nachfolger Dominik Jochum hier ein.

Seit April 2011 ist das Bürgermeister-Büro in Großrosseln der Arbeitsplatz von Jörg Dreistadt (SPD). Ende September packt er seine Sachen. Dann zieht Nachfolger Dominik Jochum hier ein.

Foto: Robby Lorenz

Nach 51 Berufsjahren und 40 Jahren in der Kommunalpolitik ist am 30. September Schluss für Jörg Dreistadt (SPD). Dann muss er das Chef-Büro im Großrosseler Rathaus räumen und Platz machen für den Christdemokraten Dominik Jochum. Als wichtigen Erfolg seiner Amtszeit bewertet er die Tatsache, dass seit diesem Haushaltsjahr die Gemeinde keine „Sanierungskommune“ mehr ist. Der Bescheid kam im August und gelte rückwirkend, sagt Dreistadt. Der Gemeinderat muss also keinen Haushaltssanierungsplan mehr aufstellen wie viele andere Städte und Gemeinden. 419 000 Euro beträgt das Minus 2019 voraussichtlich noch. „Wir haben in den vergangenen Jahren auch die Kassenkredite zurückgefahren, alle freiwilligen Ausgaben gewaltig reduziert und Personal bis zur Schmerzgrenze abgebaut. Das war kein Vergnügen“, sagt Dreistadt. Auch die Vereine mussten mit geringeren Zuschüssen leben.

66 Jahre alt wird er im Oktober. Bei der Bürgermeisterwahl im Mai durfte er nicht mehr antreten, weil er bereits 65 war. So steht es im Kommunalen Selbstverwaltungsgesetz. Von dieser Altersgrenze hält er nichts, die gelte ja auch nicht für Minister.  „Der Bürger sollte entscheiden, wann Schluss ist“, findet Dreistadt. Sein Auszug aus dem Rathaus habe aber natürlich auch gute Seiten. Nun habe er endlich mehr Zeit für Frau, Tochter und Enkel. Doch bis zum 30. September sei er noch voll im Treiben. Sich jetzt schon zurückzulehnen bis zum letzten Arbeitstag, das ist nicht seine Sache. Mit seinem Nachfolger trifft er sich zweimal die Woche und nimmt ihn zu wichtigen Sitzungen mit, sagt Dreistadt. Die Übergabe ist also bereits in vollem Gang. Natürlich hätte er sich als Sozialdemokrat gewünscht, dass sein Parteifreund Markus Ernst die Wahl gewinnt. Aber als Verwaltungschef sei die Parteizugehörigkeit zweitrangig, meint Dreistadt. Er habe auch vier Jahre lang mit der CDU-Mehrheit im Gemeinderat gut zusammengearbeitet.

Als größte Herausforderung seiner Amtszeit nennt er neben der Haushaltssanierung die Kindertagesstätten und Schulen. Die Zahl der Kitas ging von fünf auf zwei zurück. Dreistadt: „Die Gebäude waren in einem katastrophalen Zustand.“ Die Kita in Dorf im Warndt hat die Gemeinde bereits für sechs Gruppen neu gebaut, das sei nun auch im Zentrum Großrosselns geplant. Kitas und Schulen seien dann in einem Top-Zustand. Als Pluspunkt verbucht Dreistadt auch, dass die Unterbringung der Flüchtlinge 2015 problemlos verlief und die Bürger das ohne Murren akzeptierten.

Dass er den Spatenstich für die Sanierung des Jagdschlosses Karlsbrunn jetzt nicht mehr selbst ausführen wird, sondern sein Nachfolger, stört den SPD-Politiker nach eigenen Angaben nicht. Viel wichtiger sei doch die Vorarbeit gewesen: Die Gründung des Zweckverbands Regionalentwicklung Warndt, der Eigentümer des Jagdschlosses ist, und das Werben um Zuschüsse bei Bund und Land. Das habe rund zwei Jahre gedauert, und seit zwei Wochen sei die Baugenehmigung da, teilt der Verwaltungschef mit. Als nächster Schritt werde die Architektenleistung jetzt europaweit ausgeschrieben, erklärt Dreistadt. Er freue sich, dass sich künftig Paare nicht nur im Jagschloss trauen lassen, sondern dort auch feiern können. Von einst großen Plänen eines „Kulturlandschaftszentrums“ ist nicht viel übrig geblieben. Der scheidende Bürgermeister versichert aber, ein Teil der damaligen Pläne sei verwirklicht worden und nennt als Beispiel den Forstgarten am Jagdschloss.

Von der Kommunalpolitik wird Jörg Dreistadt auch im Ruhestand nicht lassen. Er wolle weiter im Vorstand saarländischer Kommunalpolitiker in der SPD mitmischen und sich auch künftig bei der Lokalen Aktionsgemeinschaft Warndt/Saargau engagieren. Im Ruhestand nur die Füße hochlegen, ist eben seine Sache nicht.

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