Corona-Einschränkungen für Restaurants und Bars Saar-Gastronomen gehen mit Sorgen in den Winter: „Wir brauchen Handlungssicherheit“

Saarbrücken · Thema Nummer eins beim diesjährigen Landesverbandstag der Dehoga im Saarland: Wie geht es weiter? Mit Sorge sieht die Branche auf den nahenden Herbst und Winter.

Die Gastronomie im Saarland ist durch die Corona-Pandemie schwer gebeutelt. Der Lockdown, die Corona-Regelungen und das schlechte Sommerwetter sorgten für große Einkommenslücken. Lücken, die man gerne selbstständig wieder füllen möchte. Doch dazu bedarf es Änderungen von Seiten der Regierung.

„Für die Gastronomen und Hoteliers in unserem Land ist es in ihrer derzeitigen Lage extrem wichtig, dass sie nach dieser langen Zeit des erzwungenen Stillstandes nicht nur geöffnet haben dürfen, sondern dass sie auch wirtschaftlich arbeiten können. Und mit dem Saarland-Modell hat man eigentlich einen funktionierenden Weg gefunden, der das erlauben würde. Man muss ihn nur mutig und couragiert beschreiten. Mir scheint aber, es fehlt irgendwie die Zuversicht und der Glaube an das eigene Konzept“, erklärt Michael Buchna, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Saarland.

Hierzu nennt er auch Beispiele. So gibt es trotz steigender Inzidenzen für die Gastro-Mitarbeiter in Rheinland Pfalz keine Maskenpflicht mehr, in Nordrhein-Westfalen ist die Kontaktverfolgung der Gäste aufgehoben, doch im Saarland verharrt seiner Meinung nach das Saarland-Modell seit Monaten im Stillstand – obwohl die Impfquote seit Anfang April noch einmal stark angestiegen ist. Auch wurde in Baden-Württemberg in der Innengastronomie die Abstandsregel abgeschafft. Diese Bundesländer setzen also genau die Maßnahmen würde sich die Dehoga auch im saarländischen Modell wünschen.

Mehr wagen im Saarland-Model

Dass man mit dem Saarland-Modell mehr wagen will, ist für Buchna mittlerweile überholt. „Davon ist leider kaum etwas übrig. Doch eines ist klar: Noch bevor die ersten kalten Tage kommen, brauchen wir eine Handlungssicherheit. Eine, die nicht von Wind und Wetter, Inzidenzzahlen der Städte beziehungsweise Landkreise oder neuen komplizierten Kreationen abhängig ist“, unterstreicht Buchna und fordert zudem, dass es vor allem einfacher werden muss.

Fotos: Gastwirte erzählen, wie sie mit der Corona-Krise leben
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Saar-Gastwirte sehnen sich nach ihren Gästen

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Foto: Robby Lorenz

„Wir hatten im vergangenen Jahr schon kein Weihnachtsgeschäft – doch die ersten Anfragen flattern jetzt ins Haus. Und dann kommt Silvester. Hier müssen wir und auch unsere Gäste planen können. Wir benötigen eine Grundlage, um vernünftig zu wirtschaften.“

Passiert das nicht, sind laut Angaben der Dehoga im Winter erneut finanzielle Zuwendungen nötig. Ein wirtschaftlicher Einbruch würde alles zerstören, was in den Sommermonaten mühsam aufgebaut wurde. Und dann geht es wieder nicht ohne Hilfen.

Perspektiven für die Mitarbeiter

Eine verlässliche Perspektive ist aber nicht nur für die Gäste und Betriebe notwendig, sondern betrifft im besonderen Maß auch die Mitarbeiter. Die sieben Monate Lockdown haben ihre Spuren hinterlassen. Viele Arbeitnehmer mussten mit Kurzarbeitergeld auskommen und Trinkgelder gab es nicht. Aushilfen und Mini-Jobber standen sogar sofort vor dem Nichts. Sie fielen durchs Raster der Hilfen. Hier gibt es laut Dehoga keinen Spielraum mehr für weitere Einschränkungen.

Denn die Folgen sind jetzt schon eklatant: Dem Gastgewerbe fehlen derzeit die Fachkräfte. Weil die Personaldecke schon vor Corona dünn war, hat die Krise das Problem extrem verschärft. Viele suchten sich Jobs in anderen Branchen und werden nun schmerzlich vermisst. Dass das auch konkrete Auswirkungen hat, zeigt sich schnell beim Versuch während der Woche in ein Restaurant zu gehen. Nicht wenige Betriebe waren etwa gezwungen, einen zweiten oder sogar dritten Ruhetag einzuführen. Die Gäste sind zwar da, aber es fehlt an Servicekräften. „Wir müssen uns unsere Arbeitskräfte zurückholen. Und ich bin da auch recht optimistisch. Unserer Leute haben doch ein Gastro-Gen.“

Ideen für die Zukunft der Gastronomie

Hilfreich wäre laut Buchna, dass man die Vergütung beim Minijob auf 700 Euro erhöht und die weitere Steigerung an den Mindestlohn koppelt. Außerdem sollte die Mehrwertsteuer für Speisen dauerhaft bei sieben Prozent bleiben, um mehr Rücklagen bilden zu können. Zusätzlich wünscht man sich, dass sie auf Getränke ausgeweitet werden würde.

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